J.G. Rheinberger berichtet seinem Bruder Anton aus Feldkirch über ein Konzert des ungarischen Pianisten und Komponisten Vincenz Adler


Brief von J. G. Rheinberger an seinen Bruder Anton Rheinberger
o.D [1850], Feldkirch

Lieber Bruder!

Herr Adler kam letzten Dienstag hier an u. gab am Abend ein kleines Konzert, wobei ich auch spielte. Mittwochabend produzirte Er sich auch, jedoch nur in einem kleinen Cirkel von Musikanten, wobei er auch mit der linken Hand spielte. Er versprach mir, zweckmässige Musikalien von Zürich kommen zu lassen, wofür ich Ihm ein Quartett komponiren muss. Am Ostermontag komme er wieder u. wird dann ein öffentliches Concert veranstalten. Letzten Mittwoch gab Er mir eine Stunde, u. Donnerstag um 4 Uhr fuhr er weg nach Zürich. Hr. Schramel [1] wurde letzten Mittwoch Abends während dem Concerte eine Uhr aus der Westentasche entwendet. Hast du die Variationen Herrn Wettler zukommen lassen? Hier überschicke ich die anderen zerrissenen Stiefel. Sage der Mutter, die ich herzlich grüssen lasse, sie solle mir Schnupftücher schicken. Das Lehrgeld habe ich Hr. Chorregent gegeben.

Dein treuer Bruder Joseph.

 

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[1] Schram(m)el = Kameralbeamter Schrammel von Feldkirch, Amateur-Geiger, entdeckte anlässlich eines Konzertes in Vaduz die musikalische Begabung des jungen Rheinberger ud veranlasste seinen Studienaufenthalt in Feldkirch.