Josef G. Rheinberger schreibt seinen Eltern, dass er die Preisaufgaben fertig stellte und nach Frankfurt schickte.


Brief Josef G. Rheinberger an seine Eltern
31.Mai 1856, München


Theuerste Eltern!
Da ich Ihnen schon über 1 Monat nicht mehr geschrieben, (weil Peter Anfangs Mai schrieb) so will ich alle Neuigkeiten von dort erzählen, wenn sie den Namen "Neuigkeiten" verdienen. Ende April beendigte ich die Preisaufgaben und schickte sie in 4 facher Abschrift nach Frankfurt, was Peter Ihnen, Geliebtester Vater! schon geschrieben haben wird. Ich glaube, dass diese Compositionen gelungen sein werden, auch gefielen sie den Hr. Lachner, Maier und Schafhäutl sehr. Bis jetzt habe ich noch keine Antwort von Frankfurt bekommen. Gebe Gott! dass sie den erwarteten Segen bringen. -
Dass wir zwei auch über Pfingsten in Türkenfeld waren, dort einen Balzner, (Nigg) getroffen, werden Sie, Bester Vater! von jenem selbst erzählen gehört haben.
Meine 4 stimmige Messe habe ich beendigt; meine IIte Synfonie werde ich aber erst in Vaduz vollenden. Theuerste Eltern! trotzdem, dass ich von Hause solange keine Nachrichten erhalten, hoffe ich nichts desto weniger, dass Sie sich alle wohl und gesund befunden haben werden, so wie ich und Peter dahier. -
Pfarrer Durigiai ist noch nicht eingetroffen. - Hr. Lieut. Menzinger schrieb dem Peter, dass er ihn am 30ten besuchen werde, ist aber heute früh (31ten) noch nicht hier. Peter möchte gern-wissen, ob er einen Schnurr=Knebel, Baken=Bak's oder sonst einen Bart trage, worauf ich gar nicht neugierig bin. Das sind Alle Münchner Neuigkeiten. - - - -
Die grosse Frohnleichnamsprozession war heuer sehr glänzend. -
David schreibt dem Peter fleissig; warum schreibt denn mir Niemand mehr? - - -
Was macht die liebe Mutter? Ich freue mich sehr sie bald zu sehen; geht es ihr auch so? - Nun, Theuerster Vater! leben Sie wohl; ich wünschte, Sie bald mit den besten Frankfurter= Neuigkeiten erfreuen zu können, welchen Wunsch der Himmel bald erfüllen möge. In Erwartung eines lieben Briefes Ihr dankschuldigster Sohn
Jos. Rheinberger.
München, 31.5.56.

NB. Grüsse von Peter!
NB. Auch einen Gruss von meiner Garderobe, welche sich wohl befindet, mit Ausnahme der Hosen und Stiefel, welche einer Reserve=Mannschaft bedarf! (Sonntag, d. 1.6.56.)

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