Robert Heckmann bedank sich für ein Quartett von Rheinberger.


Köln, 4. Oct. 87.

Hochgeehrter Herr,

Meinem Vorhaben, Ihr Quartett schon in meiner ersten hiesigen Soirée zu bringen, musste ich untreu werden in Folge einer Ehrenpflicht gegen einen unlängst verstorbenen lieben Freund, dessen Compositionen die Novitäten meines ersten Programms bildeten. Indess hat das Studium Ihres Quartetts uns grosse Freude bereitet und erwarte ich bestimmt, dass das Publikum in unserer heutigen 2. Soirée es mit dem gleichen Wohlgefallen aufnimmt, das es uns beim Spiel bereitet.

In München spielen wir zum ersten Male Beethovens op. 130 in der ursprünglichen Gestalt mit Fuge als Schlusssatz und hinterher noch das nachcomponirte Finale. Dadurch nimmt das Werk so viel Zeit weg, dass ich ihm nicht ein zweites ganzes Quartett als 2. Nummer folgen lassen kann; und um das Ihrige nicht zerstückeln zu müssen, habe ich mich für 2 Sätze, und zwar die beiden effektvollsten, aus dem Quartett von Gernsheim[1] entschieden. Leider kommen wir erst am Conzerttag Mittags in München an und müssen den nächsten Morgen um 7 wieder weiter, sodass ich auf das Vergnügen, Ihnen einen Besuch zu machen, verzichten muss.

Ihnen nochmals herzlich dankend für das künstlerische Vertrauen, das Sie mit Überlassung Ihres Quartetts in mich gesetzt haben, begrüsse ich Sie, auch im Namen meiner Collegen.

Hochachtungsvoll ergebenst

Rbt. Heckmann.

 

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[1] Gernsheim = Friedrich Gernsheim (1839-1916) Pianist und Komponist