Rheinberger dankt seiner Nichte Olga für Trauben und berichtet von seiner Befindlichkeit.


München den 21.10.01

Meine liebe Olga!

Deine Traubensendung ist richtig eingetroffen und mit bestem Danke schon fast verspeist. Die Frau Generalin konnte mir dabei nicht helfen, da sie in Berlin ist. Frl. Gustl ist in Würzburg und erwartet den Hintritt ihrer schwer erkrankten „Ahna“[1] - so sagte mir deren Papa. Mir geht es jetzt etwas besser - es hat mich scharf gehabt. Seit dem 16. October bin ich pensionirt und erhielt hiebei einen sehr hohen Orden: St. Michael II. Classe - und in Folge dessen sehr viele ( und nur aufrichtig gemeinte) Gratulationen. Den Winter hindurch wird es mir wohl thun, nicht jeden frühen Morgen ausgehen zu müssen. - Sonst gibt's nicht viel Neues, was Dich interessiren könnte. Seid Ihr mit der Weinlese fertig und zufrieden? Schreibe mir bald und grüsse Emma. Eben fällt mir ein, dass ich heute noch an meine sehr grosse und sehr treue Tübinger Emma[2] schreiben muss.

Also adieux bis auf Weiteres!

Dein Onkel
Jos. Rheinberger.

 

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[1] „Ahna“ = mundartlich für Grossmutter.
[2] Tübinger Emma = Emma Rintelen