Der Vaduzer Pfarrer Johannes De Florin lehnt in seiner Stellungnahme an die Regierung die Veranstaltung von Lustbarkeiten, namentlich die Aufführung eines Lustspieles im Gasthaus "Adler", während der Advents- und Fastenzeit ab


Handschriftliches Schreiben des Pfarramtes Vaduz, gez. Pfarrer Johannes De Florin, an die Regierung [1] 

28.11.1921, Vaduz

Auf die geehrte mündliche Anfrage der hohen Fürstl. Regierung von heute, [2] bezüglich einer theatralischen Aufführung am nächsten Sonntag dahier, teile ich hiemit aus der bischöflichen "Mahnung betreffend Lustbarkeiten" vom 25. Januar 1921 [3] Folgendes mit:

"Wir möchten wiederum an das erinnern, was wir bereits am 13. Dec. 1916 [4] angeordnet haben. Besonders möchten wir betonen, dass während der hl. Advents- u. Fastenzeit – den ersten Fastensonntag nicht ausgenommen – von katholischer Seite niemals Lustbarkeiten irgend welcher Art, noch theatralische oder musikalische Aufführungen weltlicher Art veranstaltet werden. Er soll ferner unbedingt katholischen Vereinen u. katholischer Mitwirkung untersagt sein, Unterhaltungen u. Veranstaltungen irgend welcher Art auf einen Samstagabend oder auf einen Vorabend vor einem gebotenen Feiertage zu verlegen. Ebenso sollen die Pfarrämter darauf dringen, dass auch der Sonntag, der Tag des Herrn, nicht durch Tanzanlässe entheiligt werde." [5]

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[1] LI LA RE 1921/5164. Stempel des Pfarramtes Vaduz. Ohne Anrede und Grussformel.
[2] Gemäss Amtsvermerk der Regierung vom 21.11.1921 hatte Othmar Roitner vom Stadttheater Innsbruck darum ersucht, am Sonntag den 4.12. ein Lustspiel im Gasthaus "Adler" in Vaduz aufführen zu dürfen (ebd.). 
[3] Nicht aufgefunden.
[4] Nicht aufgefunden.
[5] Auch die Ortsvorstehung von Vaduz verhielt sich ablehnend und äusserte, dass die Aufführung besser im Fasching bewilligt werden sollte (LI LA RE 1921/5164). – In diesem Sinne teilte die Regierung Othmar Roitner mit Schreiben vom 1.12.1921 mit, dass dem Ansuchen während der Adventszeit nicht stattgegeben werden könne, und legte ihm nahe, sein Begehren in der kommenden Faschingszeit zu wiederholen, "da es dann eher Aussicht auf Erfolg hat" (ebd.).