Bertha Schauer an Alois Rheinberger über den Kauf und Wiederaufbau von Burg Gutenberg durch Egon Rheinberger, den Nachwuchs bei Landestechniker Gabriel Hiener und Hedwig Hiener [-Rheinberger], die Wein-, Obst- und Heuernte sowie den nachrichtenlosen Amerika-Auswanderer Karl Albert Schauer


Handschriftliches Originalschreiben der Bertha Schauer, Masescha, an Alois Rheinberger, Nauvoo (Illinois) [1]

02.01.1905, Masescha

Lieber Herr Rheinberger [2]!

Wohl sind wir schon
in das neue Jahr eingerückt,
u. ich habe es leider versäumt, Ihnen
früher, recht viel Glück zu wünschen.
Heute will ich nun das versäumte
nachholen u. Ihnen von ganzen Herzen
alles Gute wünschen: Gesundheit u.
Zufriedenheit, Ihnen und Ihrer lieben
Familie. Wie schnell doch die
Zeit vergeht, erst glaubte man
die Sylvester Glocken von 1904 [3]
zu hören, u. jetzt heisst [4] es schon
1905. Hoffe das diese Zeilen Sie
in bester Gesundheit antreffen
werden. Wir sind Gott sei dank
auch gesund. Wir haben gegenwärtig
recht viel Schnee, u. die letzten Tage
waren bitter kalt. Einsam u. still
ist es jetzt wieder bei uns in unsern
Bergen. In Vaduz [5] giebt es nicht
viel neues. Im rothen Haus ist
alles recht wohl. Egon [Rheinberger] [6] soll
wieder eine recht gute schriftliche
Arbeit für den historischen Verein [7]
geliefert haben, über das Schloss
von Liechtenstein, [8] ich selbst habe
es noch nicht gelesen. Das
Egon Rheinberger [9] die alte Burg
Guttenberg in Balzers [10] gekauft
hat, [11] habe ich glaube schon das [12]
letztemal erwähnt. Dieselbe will
er wieder nach alter Bauart auf-
bauen. – Im Löwen ist auch
alles munter. Die zweitjüngste
Tochter Hedwig [Hiener [-Rheinberger]] [13], welche schon 4 Jahre
mit dem hiesigen Landestechniker [14] [Gabriel Hiener]
verheirathet, hat vor ungefähr
2 Monaten ihr erstes Kind ein Knabe
bekomen, die Freude kann man sich
denken. Der jetzige Landestechniker [15]
hat die Wohnung jetzt in dem Hause
wo früher die Salome Rheinberger [16] [Salome Felini [-Rheinberger]]
wohnte. Im hl. Kreuz bei der Linde.  
[17] Der Fürst [Johann II.] hat das Haus
für eine Beamten Wohnung ge-
kauft. – Hatten Sie letztes
Jahr ein recht gutes Weinjahr? [18]
Hier konnte man noch recht zufrieden
sein. Obst [19] gab es auch recht
ordentlich. Der vergangene Sommer
war hier furchbar heiss, so das
selbst alte Leute sich nie erinnern konnten
ein solch heissen Sommer verlebt
zu haben, u. man fürchtete, das Heu
u. überhaupt alles missrathen werde.

Von unserm Bruder Karl [Karl Albert Schauer] [20] wissen
wir gar nichts, wir haben schon viele
Jahre keine Nachricht mehr von ihm. [21]

Nun will ich meine Zeilen für
diesmal schliessen, indem ich Ihren lieben
Angehörigen, u. Ihnen von ganzen 
nochmals alles Gute wünsche schliesse
mit vielen Grüssen von meinen
Schwestern [Marie und Ida Schauer] u. mir Ihre stets

dankbare Schwester Bertha Schauer [22]

______________

[1] LI LA AFRh Ha 19. Brief in Kurrentschrift.
[2] In lateinischer Schrift.
[3] Seitenwechsel.
[4] Ursprüngliche Fassung: „heiẞt“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[5] In lateinischer Schrift.
[6] In lateinischer Schrift.
[7] In lateinischer Schrift.
[8] Vgl. Egon Rheinberger: Die Burg Vaduz. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 4 (1904) S. 145-168.
[9] In lateinischer Schrift.
[10] In lateinischer Schrift.
[11] Siehe den Kaufvertrag vom 30.5.1905. Vgl. Cornelia Herrmann, Kunstdenkmäler Liechtenstein, Bd. II, S. 67, insbesondere Fussnote Nr. 365.
[12] Seitenwechsel.
[13] In lateinischer Schrift.
[14] In lateinischer Schrift.
[15] In lateinischer Schrift.
[16] In lateinischer Schrift.
[17] Durchstreichungen.
[18] Seitenwechsel.
[19] Durchstreichung.
[20] In lateinischer Schrift.
[21] Karl Albert Schauer war 1882 nach Amerika ausgewandert. Vgl. LI LA SgDok 030/43.  
[22] In lateinischer Schrift.