Bertha Schauer an Alois Rheinberger über die Genesung der Marie Schauer, das gute Weinjahr, den Aufenthalt der Geschwister Olga und Emma Rheinberger auf Masescha, den Nachwuchs bei Egon Rheinberger, den Neubau der Pfarrkirche in Balzers sowie den Wiederaufbau der Ruine Gutenberg


Handschriftliches Originalschreiben der Bertha Schauer, Masescha, an Alois Rheinberger, Nauvoo (Illinois) [1]

17.12.1911, Masescha

Lieber Herr Rheinberger [2]!

Schon viele Monate
sind verflossen [3] seit wir
von Ihnen die letzte Nachricht
erhielten, u. nun drängt
es mich förmlich wieder
einmal nachzufragen
wie es Ihnen, u. Ihren Lieben
geht. Hoffentlich recht gut,
so Gott will! ist Ihre [4]
Gesundheit immer noch so gut,
wie sie bis jetzt gewesen.
Von uns Geschwister kann ich
Gottlob auch nur Gutes berichten.
Das Magenleiden von meiner
Schwester [Marie Schauer] ist jetzt auf guter
Besserung, u. sonst sind wir
zufrieden, in unserm stillen
Heim. Wir haben heuer einen  
sehr heissen Sommer gehabt,
u. in Folge dessen war auch
ein ziemlich gutes Wein-
jahr. Und wie war es
bei Ihnen? Hoffentlich auch [5]
recht gut. Die Geschwister  
Rheinberger [6] [7] sind jetzt auch
wieder zu uns in die Höhe ge-
zogen, u. wir haben jetzt
wieder, recht lb. Nachbarschaft.
Der kleine Stammhalter [Hans Rheinberger]
im roten Haus gedeiht prächtig,
zur grossen Freude seiner
Lieben. Sind Sie immer noch
in Ihrem Hause [8] allein, oder
besorgt vielleicht eine von
Ihren Enkelinen [9] Ihren Haushalt?
Letzeres wäre doch gewiss
viel netter für Sie. [10]
Unlängst war ich 2 Wochen
in Balzers [11], hatte dort eine
kranke Cousine [12]. Dort wird
jetzt eine prächtig neue Kirche
gebaut, [13] gerade am Fusse vom
Schloss Gutenberg. Gutenberg [14]
früher eine alte Ruine [15], hat
Egon Rheinberger [16] wieder in
ein ganz prächtiges Schloss um-
gebaut, ist aber noch nicht ganz
fertig. [17] – Nun will ich für
heute schliessen, u. ersuche Sie
freundlich, mir doch wieder
ein Lebenszeichen von Ihnen
zukomen zu lassen. Mit dem
Wunsche das Sie im Kreise Ihrer
Lieben recht oft noch frohe Feiertage
verleben, grüssen meine Schwester
u. ich auf herzlichste Ihre d. Berta Sch. [18]

Viele Grüsse von den Geschwister
Rheinberger [19] [20]

______________

[1] LI LA AFRh Ha 19. Brief in Kurrentschrift.
[2] In lateinischer Schrift.
[3] Ursprüngliche Fassung: „verfloẞen“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[4] Seitenwechsel.
[5] Seitenwechsel.
[6] In lateinischer Schrift.
[7] Gemeint sind Olga Rheinberger und Emma Rheinberger.
[8] In Lateinischer Schrift.
[9] In lateinischer Schrift.
[10] Seitenwechsel.
[11] In lateinischer Schrift.
[12] In lateinischer Schrift.
[13] Die neue Pfarrkirche St. Nikolaus in Balzers wurde zwischen 1909 und 1912 nach Plänen des Architekten Gustav Ritter von Neumann erbaut. Vgl. Cornelia Herrmann, Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, Bd. II, S. 37 ff.
[14] In lateinischer Schrift.
[15] In lateinischer Schrift.
[16] In lateinischer Schrift.
[17] Die Burg Gutenberg wurde zwischen 1905 und 1912 durch Egon Rheinberger wiederaufgebaut. Vgl. Cornelia Herrmann, Kunstdenkmäler Liechtenstein, Bd. II, S. 66 ff.
[18] In lateinischer Schrift.
[19] In lateinischer Schrift.
[20] Satz nachträglich hinzugefügt.