Jakob Kaiser an seinen Freund Wilhelm Marock über die Zusendung des Erbanteilsbetrages nach Amerika, die Erteilung einer Vollmacht zur grundbücherlichen Löschung dieses Betrages, seine aufgelaufenen Vertretungskosten sowie die Höhe seines Vermögens


Handschriftliches Originalschreiben des Jakob Kaiser, Mauren, an Wilhelm Marock in Indiana [1]

18.03.1883, Mauren

Lieber Wilhelm [2]!

Ich habe Dein Schreiben vom 24. Jänner und
das vom 25. Febr. d. J. erhalten und
beantworte u. schicke erst unter heuti-
gem die Rechnung; Grund hievon ist,
den Erbantheilsbetrag hinter Jakob Meier
habe ich am 11. März durch einen Wechsel
beim H. Benger in Feldkirch an Dich abge-
sant. Es muss [3] aber auch dieser Betrag grund-
büchlich gelöscht werden; weil ich aber
diess durch Deine Vollmacht nicht ermächti-
get bin; so glaubte ich vieleicht wen ich
mich in Vaduz persöhnlich verwende gienge
es vieleicht, es war aber nicht so. Ich muss
also eine andere Vollmacht von Dir haben.

Von Jakob Meier

199 fl. [Gulden] 69 x [Kreuzer]

jährlicher Zins 5 %

10fl. -

 

209 fl. 69 x

[4]

Aufgeben dem H. Benger Feldk.
am 11. März 1883

184 Gulden

Bezahlt an Taxen

4 fl. 62

Dem Ferdinand M. l. Inventur

7 fl. 20

An Grabmonument den 7ten Theil

10 fl. -

1 Tag in Vaduz zur Abhandlung

1 fl. 20

1 Tag bei der Güterversteigerung

1 fl. 20

Briefporto und Stempel

-.  95

extra Gang nach Feldkirch

-. 50

 

209.67

 

Die 10 fl. vom Grabmonument könnten von
uns in abrede gestellt werden, weil
man uns hiezu nie fragte. Ich handelte
aber für Dich, wie ich für mich gehandelt hät-
te u. wollte es dem Vater sl. [Jakob Marock] nicht zu leid
thun dafür streiten. Die Vollmacht könnt ungefähr
so lauten.

Vollmacht.

Auf Jakob Kaiser No 134 in Mauren,
kraft welcher derselbe für mich Endesgefer-
tigter berechtigt wird, mein im [5]
[6] Fürstenthum Lichtenstein befindliche Erb-
antheilsvermögen in meinem Namen
unbedingt einzuziehen und grundbuchs-
mässige Löschungserklärungen abzugeben.

Datum

Unterschrift

u. zweier Zeugen

Die gesetzlichen Stempel werde ich bei-
legen. Dein Brief vom 24. Jänner hat mich
sehr überrascht u. alte Erinnerungen wach ge-
rufen, den ich habe schon viel an Amerika ge-
dacht u. wen die Eltern [Johann Marock, Eva Marock [-Mündle]] von meinem Weibe [Kreszenz Kaiser [-Marock]] nicht
lebten wäre auch sie bereit nach dort; wie-
wohl sie nicht bei uns sind u. wir wenig von
ihnen haben, auch nicht wegen dem Gedanken
in Amerika ein ruhiges Plätzchen zubekommen.
Den eine Familie mit 8 Köpfen (wenn ich
den meinen auch zähle) würde auch dort
Sorgen machen: aber meiner Familie eine
grössere Ökonomie zu gründen u. für mich
ein stilles zurückgezogenes Leben, wäre [7]
wäre mein heissester Wunsch. Mein
eigenes Vermögen dürfte zwischen 7 u.
8 tausend Gulden bestehen, und mit dem
könnte man nicht viel ausrichten. Wie
gross ist ein Aker Land? Ich meine 500 Klftr –.
und wie theuer? Wie theuer ein Anwesen
käme mit einer grössern Ökonomie. Von
der Cultur, der Landwirthschaft u. dergleichen
wäre mir ein Vergnügen zu wissen.

Erhalte mich in Deiner vernern
Corespondenz. Geschrieben in Eile,
ich muss heute noch weiter.
Zeichnet sich Freundschaftlich

Jk Kaiser

Verzeihe meiner Sudelei!

______________

[1] US PA Delph Donna. Brief in Kurrentschrift.
[2] In lateinischer Schrift. Im Folgenden kursiv gesetzt.
[3] Ursprüngliche Fassung: „muẞ“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[4] Seitenwechsel.
[5] Seitenwechsel.
[6] Durchstreichung.
[7] Seitenwechsel.