Handschriftliches Originalschreiben des Alois Rheinberger, Nauvoo (Illinois), an Emma Rheinberger [1]
o.D. (Sommer 1913), Nauvoo (Illinois)
Fräulein Emma Rhbrgr. [2]
Liebe Emma! 
Heute sende ich Ihnen Ansichten [3] über 
die Dambauten bei Keokuk. 
Das Werk geht unter der Arbeit von 
1000 Mann und mehr und vielen verschiedenen 
Maschinen gut voran und wird bis 
Juny nächsten Jahres, vollendet sein, und 
das Aussechen unserer Gegend, 30 Meilen 
flussaufwärts [4], sehr vorteilhaft verändern. 
Der Kosten Anschlag war 10,00000 Millionen
man fühlt aber, dass es darüber gehen wird. 
Jede Ansicht begleiten erklärende Worte 
aber in englisher Sprache.
Ihre Karten und freundlichen Grüsse habe 
ich dankend erhalten, auch die Zusendung dess 
Büchleins über das Jubiläums-Fest der 
Erinnerung der Übernahme der Herschaft der
Hohenemser durch die das Haus Lichtenstein. [5] 
Der hochwürdige Herr Joh. Bapt. Büchl [Johann Baptist Büchel] hat 
die Vorstellung und die wirkenden Personen [6] 
so natürlich gegeben, dass das Fest eine 
algemeine Freude sein wird. 
Dass ich Ihnen nicht frücher erwiederte 
entschuldigt mein Befinden. Seit Aprill
bin ich unwohl, leide an Atemnoth und 
ruchelosen Nächten, Eine wie die Andere, 
während die Tage erträglicher sind. 
Auf meinen 86 Geburtstag [7] besuchten mich 
die, nicht zu fern, wohnenden Kinder, und ich 
freute mich um so mehr, da ich fürchtete 
diesen Tag nicht mehr zu erleben. Etwas 
besser bin ich geworden durch die anhaltende 
Hitze der letzten 2 Monate.
Während in unserem weiten Lande 
Wolkenbrüche, Überschwemmungen, Stürme 
und Dambrüche, Leiden, Verlurst an 
Leben und Eigentum über Viele, sehr Viele 
brachten, sind wir und die weitere Umgebung 
verschont geblieben, und sechen guten Erndten 
entgegen. Die Rebstöcke sechen viel versprechend 
aus, nur Äpfel fehlen bei uns gänzlich, und 
werden jetzt nicht mehr nach Mass, sondern 
beim Pfund verkauft. Das Pfund jetzt zu 
2 ½ Cent. [8]
Alle die Meinen sind der Zeit gesund 
leben in guten, und auch vorzüglichen 
Verhältnissen. Weit aus einander!
Ein Vorkommniss teile ich Ihnen 
mit Freude mit: Die Frauen meiner 
Enkel Arnold, und Ferdinand, beide 
Protestantinen, sind über Ostern zur 
heiligen katolischen Kirche zurück gekehrt 
und fühlen sich beglückt. Beide 
Paare können sich jetzt sagen: 
Ein Altar wo wir knieen, Ein Himmel 
mir und Dir!
Arnold wohnt in Birminham, Alabama
Ferdinand wohnt in Waterloo Iowa [9].
Nehmen Sie meinen Dank für Ihre 
langjährige Freundlichkeit. Es möchte 
diess mein letztes Schreiben sein. Viel Zeit 
traue ich mir nicht mehr zu.
Empfangen Sie meine herzlichsten Grüsse 
Sie und Ihre lieben Angehörigen, und 
und meine besten Wünsche für Ihr und die 
Ihrigen Wohlergehen.
A. Rheinberger
                    ______________
                    [1] LI LA AFRh Ha 17/28. Brief in Kurrentschrift. 
[2] Orts-, Personen- und Monatsnamen sowie Fremdwörter, für die Alois Rheinberger die lateinische Schrift verwendete, werden im Editionstext kursiv gesetzt. Auf weitere einschlägige Fussnoten wird verzichtet.
[3] Liegen nicht mehr bei. 
[4] Das Eszett wird zu "ss" umgewandelt. 
[5] Johann Baptist Büchel: Bilder aus der Geschichte: dramatisch vorgeführt am Jubiläums-Feste zur 200. Wiederkehr des Jahrestages der Übergabe der Graffschaft Vaduz an das fürstliche Haus Liechtenstein. 1712-1912. Triesen 1912.  
[6] Seitenwechsel. 
[7] 5.6.1913. 
[8] Seitenwechsel. 
[9] „Iowa“ unterstrichen.