Der Landtag feiert das zehnjährige Regierungsjubiläum von Fürst Franz I. von Liechtenstein


Protokoll der Festsitzung des Landtags aus Anlass der zehnjährigen Regierungsjubiläums von Fürst Franz I. von Liechtenstein, gez. Landtagspräsident Anton Frommelt, Wendelin Beck und Johann Georg Hasler [1]

12.2.1938

Präsident:

Sehr geehrte Herren des Landtages, hochverehrter Herr Kabinettsdirektor [Josef Martin] als Vertreter Seiner Durchlaucht!

Wir haben gestern in einer ernsten Stunde demütigen [sic] und in wehmütiger Dankbarkeit unseres einstigen Fürsten Johann II. gedacht, der für unser liechtensteinisches Volk das Ideal dessen ist, was man sich von einem guten Fürsten überhaupt vorstellen kann und soll.

Wir feiern heute in froher Dankbarkeit das Fest der 10-jährigen Wiederkehr des Regierungsantrittes durch Seine Durchlaucht den regierenden Fürsten Franz I., der damals an der Bahre seines Bruders Fürsten Johann des II. mit dem äusseren Vermächtnis auch das innere Vermächtnis Hochdesselben übernommen und diese Ideale vererbt hat. Fürst Franz hat in diesem Sinn unseren toten Fürsten Johann wiedererstehen und durch seine Werke weiterleben lassen. Diese traditionelle Weiterführung der Intentionen und des Geistes Johann des Guten macht es verständlich, dass wir mit froher Dankbarkeit und Innigkeit feierlich dieses Anlasses gedenken. Ich freue mich, Sie zu diesem Anlass begrüssen zu dürfen und ich weiss, dass jeder ehrliche Liechtensteiner sich heute freut – abgesehen davon, dass unsere Meinungen in anderen Dingen ab und zu auseinandergehen, aber das eine hat jeder für sich – dass er mit dem Hause Liechtenstein eng verbunden sein will.

Verehrte, ich möchte bei diesem heutigen Anlass unserem Fürsten und Jubilaren herzlichst gratulieren. Ich beglückwünsche Seine Durchlaucht zu den Vorzügen, mit denen Gottes Vorsehung Hochdieselben ausgezeichnet hat. Ich möchte ihn beglückwünschen als das Werkzeug für unsere Geschehnisse im Lande und beglückwünschen möchte ich Seine Durchlaucht auch zu der Segnung der Jahre, mit denen der Hergott den Fürsten ausgestattet hat. Wir feiern heute einen Jubilaren, der alt ist an Erfahrung und Grundsätzen unserem Volke gegenüber. Wir dürfen aus diesem Grunde uns selbst gratulieren, weil die Vorsehung uns diese Regentschaft beschieden hat. Wir haben als sein Volk Anteil an seiner Ehre, an seinem Ansehen, seiner Güte und Liebe. Und in diesem Sinn möchte ich unserem Monarchen danken für all das, was er seinem lieben Volke getan hat. Es geht nun ins 10. Jahr, dass er persönlich die Geschicke unseres Völkleins inne hat und seinen Segen über unser Land spendet. Es würde ein schönes Vermögen ausmachen, was Seine Durchlaucht Jahr für Jahr an Wohltaten in unser Ländchen spendet, sei es an Beihilfen für öffentliche Bauten, Unterstützungen an Gemeinden und jene stillen Wasser, die hineinfliessen in das Elend bedrängter und armer hilfsbedürftiger Menschen. Es machen diese freigebigen Spenden zusammengerechnet eine so beträchtliche Summe aus, dass ich es mit rund einer Million schätzen möchte, was Seine Durchlaucht schon an Spenden fliessen liessen.

Wir haben deshalb eine Dankespflicht zu erfüllen, sie sich nicht mit ein paar leeren Worten bewerkstelligen lässt. Wir wollen nicht eine Million in die Tasche stecken für ein Dankeschön. Die Dankespflicht muss in jene Gesinnung ausgehen, die wir selbst nicht mehr zu erfüllen imstande sind. Wir wollen jene Gesinnung des Dankes haben, dass wir ihm mehr geben möchten. Der oberste Lenker möge ihm das vergelten, was wir nicht zu bezahlen vermögen. Diesen Dank möchte ich den hier vertretenden Herrn Kabinettsdirektor bitten, unserem Fürsten zum Ausdruck bringen zu wollen. Es wird unsere Bestrebung auch fürderhin sein und bleiben, diese Dankesgesinnung dem Fürsten gegenüber im Herzen zu erhalten. Das wird das Schönste sein, dass wir unserem Fürsten danken wollen mit einem innigen aufrichtigen Dank, der über diese Welt hinausgeht. Wir müssen so selbstverständlich dem danken, dem ewigen Lenker der Geschichte, in dessen Hände unser Fürst nichts anderes ist als ein Werkzeug für seine grossen Pläne. Wir danken ihm, dass er uns diesen unseren Fürsten ausersehen hat und wir hoffen zuversichtlich, dass das gütige Geschick Gottes ihn noch lange erhalte, damit er fest und entschieden und in aller Güte und Liebe weiterhin die Geschicke unseres Völkleins lenke.

Noch ein kurzes Wort. Als wir die Verfassungserinnerung feierten, habe ich den Gedanken ausgesprochen, dass das schönste die Gesinnung zu Fürst und Volk [ist], jenes innere Zusammenleben mit dem Fürstenhause und das Bewusstsein, dass das Fürstenhaus so edel denkt mit uns. Diese Blüte sollte auch heute in besonderer Schönheit aufleuchten. Heute, an diesem Gedenktage muss diese Gesinnung erneuert werden und ich bin fest überzeugt, dass alle heute diese Gesinnung erneuern, vertiefen und veredeln. Die Verbundenheit mit dem Fürstenhause soll der Ausdruck sein, dass wir nichts anderes wollen, als die althergebrachte enge Verbundenheit mit dem Fürstenhause weiter in Liebe und Dankbarkeit zu erhalten. Wir wissen, dass es unserem Fürsten infolge der verschiedenen Hemmnisse nicht gestattet ist, mit uns hier zu feiern, aber sein Geist ist hier, er nimmt Anteil an unserer Freude und er wird gerührt sein über unsere ehrliche Gesinnung. Ich möchte den Hohen Landtag ersuchen, im Gefühle der Verbundenheit den Schwur der Treue, Hochschätzung und Liebe dem Fürsten gegenüber zu erneuern. Die gegenseitige Liebe ist jenes Ideal, das uns adelt. Möge es uns vergönnt sein, dieses Ideal weiterhin miterleben zu dürfen und möge auch in der kommenden Zeit nie eine Trübung dieser Liebe erfolgen.

Ich möchte die Herren Abgeordneten bitten, mit mir einzustimmen in ein dreifaches Hoch auf unseren Fürsten Franz. Er lebe hoch, hoch, hoch.

Reg. Chef [Josef Hoop]: Meine Herren! Ich habe heute früh schon die ehrerbietigsten Glückwünsche der Regierung und des ganzen liechtensteinischen Volkes Seiner Durchlaucht übermittelt. Ich möchte aber diesen feierlichen Anlass doch noch einmal benützen, um den Gesandten Seiner Durchlaucht zu bitten, seitens der Regierung und des ganzen Volkes die Versicherung unserer wärmsten Dankbarkeit für die so zahlreichen Wohltaten des Durchlauchtigsten Fürsten, sodann die Versicherung unserer steten Treue und Ergebenheit und die aufrichtigsten herzlichsten Glückwünsche zum heutigen Jubiläum Seiner Durchlaucht dem Fürsten übermitteln zu wollen.

Kabinettsdirektor J[osef] Martin: Sehr geehrte Herren des Hohen Landtages, verehrter Herr Präsident und verehrter Herr Regierungschef!

Über direkten Befehl bin ich diesmal nach Liechtenstein gekommen, um Ihnen, sehr geehrte Herren des Hohen Landtages, mitzuteilen, dass der Landesfürst überaus gerne heute im Lande und in Ihrer Mitte sein möchte. Das hohe Alter, die Winterszeit und die unsicheren Witterungsverhältnisse machen dies jedoch unmöglich. So senden Seine Durchlaucht durch mich in aller Herzlichkeit Ihnen die besten Grüsse zum heutigen Tage der 10. Wiederkehr seines Regierungsantrittes. Seine Durchlaucht danken Ihnen für Ihre so hingebungsvolle erfolgreiche Tätigkeit im Interesse des Fürstentums und in Gedanken hier weilend sind Seine Durchlaucht von dem Wunsche beseelt, dass es Ihrer gemeinsamen Arbeit trotz der Krise, die leider noch länger dauern wird, beschieden sein möge, das liebe Ländchen auch weiterhin glücklichen Verhältnissen zuzuführen und es zu erreichen, dass jedem Liechtensteiner in seinem freien deutschen Vaterland ein zufriedenes Heim zuteil werde. Von den heutigen Kundgebungen seitens des Landtages und der Regierung werde ich Seiner Durchlaucht ausführlich berichten und ich bin überzeugt, dass Seine Durchlaucht ganz besonders gerührt sein werden, dass dieses Anlasses in dieser loyalen patriotischen Weise gedacht wurde.

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[1] LI LA LTP 1938/006. Fürst Franz I. von Liechtenstein hatte die Regierung des Fürstentums Liechtenstein mit "Höchstem Handschreiben" vom 12.2.1929 übernommen (siehe LGBl. 1929 Nr. 3). Nur wenige Monate nach dieser Festsitzung des Landtags, nämlich am 25.7.1938, verschied Fürst Franz I. von Liechtenstein auf Schloss Feldsberg.