Das F.L. Sicherheitskorps untersucht, ob Hans Hilti im Rahmen der "Spitzelaffäre" zur Revolution aufgereizt hat


Bericht des F.L. Sicherheitskorps an die Regierung, gez. Josef Brunhart [1]

22.4.1937

Hilti, Hans

Aufreizung zur Revolution

Zufolge beiliegenden Auftrages der fürstlichen Regierung [2] wird nach Erhebung durch Schutzm. [Gottfried] Sele berichtet:

Dr. Otto Schädler, wohnhaft in Vaduz, gibt an: "Ich war nicht bei der ganzen Versammlung vom letzten Sonntag im Adler in Vaduz dabei. Ich erinnere mich aber, als Hans Hilti von Schaan redete, dass er sinngemäss erwähnte, dass wenn es so weiter gehe, so werden wir hier noch spanische Verhältnisse bekommen. Die Demission des Regierungschefs [Josef Hoop] verlangte Hilti selbstverständlich auf Grund des Gutachtens in der Spitzelaffäre, es billigten dies auch die andern Versammlungsteilnehmer. Es wurde auch von den Versammlungsleitern nicht alles gebilligt was Hilti sagte. Ich muss nun auch noch erwähnen, dass ich mich an die Äusserungen Hiltis nur sinngemäss erinnere, nicht etwa wörtlich."

Josef Haas, Chauffeur, 27 Jahre alt, bedienstet bei Gebhard Meier, Autotransporte in Mauren, gab an: "Anlässlich der Versammlung der Union im Hotel Adler in Vaduz war ich im unteren Gastlokal. Ich hörte das Klatschen und Lachen der Leute im Saal oben. Ich ging dann hinauf und es war dort gerade Hans Hilti am Reden. Er sagte, der Regierungschef müsse verschwinden und zwar in kürzester Frist binnen 24 Stunden. Er äusserte sich, man müsse auf einem ungesetzlichen Wege vorgehen, man müsse es halt so machen wie in Spanien. Er sagte auch, wenn kein Anhänger mitgehe, so mache er es allein (den Regierungschef wegtun, absetzen). Das sagte Hilti alles in aufgeregtem Tone und ballte dabei die Fäuste. Als dann andere meinten, man könnte auf einem anderen Wege das gleiche erreichen, bezw. vorgehen, meinte auch Hilti, man könne noch 14 Tage zuwarten."

Johann Hilti ist am 5. Oktober 1901 in Schaan geboren, nach Schaan zuständig, Metzgermeister, r. kath., verheiratet, ein Sohn des Josef und der Waldburga, geb. Quaderer, wohnhaft in Schaan Nr. 86. Er gibt an: "Ich habe in der Versammlung vom letzten Sonntag im Hotel Adler in Vaduz in der Folge von verschiedenen Erwähnungen von Arbeitsverteilung u.v.m. gesagt, dass wenn es so weiter gehe, so bekommen wir hier noch spanische Verhältnisse. Ich habe aber nicht gesagt, dass wenn mir niemand helfe, ich den Regierungschef hinauswerfen oder hinaustun, so mache ich alles allein. - Ich bin auch heute noch der Ansicht, dass Regierungschef Dr. Hoop seinerzeit ein gerechter Mann war. Durch die Politik aber und das Einwirken seiner Hintermänner auf ihn ist es so weit gekommen, dass es besser wäre, wenn er gehen würde. Ich habe ihm keinen Glauben mehr." [3] 

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[1] LI LA RF 171/212/002. Eingangsnummer: 439.
[2] Schreiben der Regierung an das F.L. Sicherheitskorps vom 20.04.1937 (LI LA RF 171/212/001).
[3] Es folgt der Vermerk, dass Regierungschef Josef Hoop die Einvernahme weiterer Versammlungsteilnehmer durch das F.L. Sicherheitskorps anordnete. Dieses übermittelte am 7. Mai 1937 einen weiteren Untersuchungsbericht an die Regierung.