Vorbereitungen zur Gründung einer vaterlandstreuen Vereinigung


Protokoll, gez. Gustav Biedermann[1]

24.1.1939, Schaan

Verhandlungsschrift

über die am 24. Jänner 1939 abgehaltene Versammlung im Gasthaus zur Traube in Schaan.

Herr Christoph Frommelt eröffnet die Versammlung und gibt einen kurzen Überblick über die Vorkommnisse der letzten Tage.

In reger Wechselrede wurde die vaterlandsverräterische Handlung bekannter Personen strengstens verurteilt und verlangt, dass im Sinne der vaterländischen Kundgebung vom vergangenen Sonntag im Vereinshaus ein Organisationskomitee gebildet werde, welches die Aufgabe hat, über den Parteien stehend, alles zu unternehmen, was zur Einigkeit aller Vaterlandstreuen Bürger dient und alles fern zu halten helfen, was dem Ansehen und der Selbständigkeit Liechtensteins schädlich ist. [2]

Um rasch arbeiten zu können, wurde ein Komitee gewählt, dem die Aufgabe zufallen soll, in allen Ortschaften Vertrauensmänner zu bestellen, welche zur Erweiterung dieses Komitees beitragen mitwirken soll. Insbesondere sollen diese Vertrauensleute in allen Ortschaften Versammlungen vorbereiten, an denen dann alle heute Versammelten teilnehmen sollen. Die Herren Ernst Risch, Hans Ritter und Max Thöny erklärten sich in entgegenkommender Weise bereit, zum Besuche der Sitzungen und Versammlungen gratis das Auto bereit zu halten. Ebenso erklärten sich die Versammlungsteilnehmer bereit, an den auflaufenden Spesen tilgend beizutragen.

Einstimmig sind folgende Herren in das Komitee gewählt worden:

  1. Obmann: Konrad Emanuel, Schaan,
  2. Obmannstellvertreter: Walch Emil, Vaduz,
  3. Hilty Lorenz, Schaan,
  4. Ospelt Meinrad, Vaduz,
  5. Jehle Tobias, Schaan,
  6. Risch Ernst, Schaan,
  7. Gustav Biedermann, Schaan, und Nägele Louis, Vaduz, als Protokollf. [Protokollführer]

Herr Emanuel Konrad hat mit Rücksicht auf den hohen Zweck in Gottes Namen den Vorsitz übernommen und es wurden dann die in Betracht kommenden Vertrauensleute der einzelnen Gemeinden z.T. nominiert, mit welchen raschest in Fühlung getreten werden soll. [3]

Die Beratung, wie sich das Komitee und die Versammelten bei etwas vorkommenden schädlichen Umtrieben bekannter Elemente verhalten soll, eröffnete eine sehr rege Wechselrede und es sind dabei die Ansichten, ob man energisch einzugreifen habe, oder zuwartend der Exekutiven Staatsgewalt die Angelegenheit überlassen werden soll, abgewägt worden.

Schliesslich kam man zum Resultat, dass alle bekannt gefährlichen Personen beobachtet werden sollen und jeder bei einer verbotenen Handlung, sei es Abbrennen von Hackenkreuzen etz. ertappte sofort eingeliefert werden soll.

Ferner soll die Regierung unverzüglich das Verbot publizieren, N.S.D.A.P. Propaganda im Fürstentum zu betreiben und alle Handlungen dieser Art unter Strafe zu stellen.

Für die kommende Landtagswahl soll die Vaterlandstreue Gesinnung des Kandidaten ausschlaggebend sein.

Die ganze Versammlung bekundete einhellig, dass wir heute nicht Parteien benötigen, sondern ein geschlossenes Bürgertum, das treu zu Fürst und Vaterland steht.

In diesem Sinne wurde die Versammlung geschlossen und die erste Sitzung für Mittwoch den 25. ds. [dieses Monats] anberaumt. [4]

 

 

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[1] LI LA RF 190/196/009.
[2] Die Gruppierung trat später unter dem Namen Heimattreue Vereinigung auf.
[3] LI LA RF 190/196/010.
[4] Die Versammlung fand offenbar erst am Donnerstag, 26.1.1939, statt (LI LA RF 190/196/011-012).