Der Regierung werden automatische Minenzünder für die Grenzsicherung angeboten


Werbeschreiben von Chr. Roth an Regierungschef Josef Hoop mit Beilage[1]

22.3.1938, Zürich

Hochverehrter Herr Regierungschef,

Anlässlich unseres heutigen Telephongesprächs sende ich Ihnen in der Anlage eine Beschreibung über meinen automatischen Minenzünder.

Mit diesen Apparaten ist eine Grenzüberschreitung, sei es über Strassen, Felder, Pässe u.s.w., unmöglich. Im Momente der Gefahr werden die Minen eingeschaltet, sobald der Feind einfahren will und fliegt derselbe in die Luft.

Gerne sehe ich auch noch Ihrem Entscheide betr. die Bewachung Ihrer Kasse wie Bureaux entgegen.

Ich glaube, mit der heutigen Lage und den vielen Flüchtlingen, welche versuchen ohne Geld die Grenzen zu überschreiten, ist es wohl sehr wichtig, Vorkehrungen zu treffen.

Gerne in Erwartung Ihrer Nachrichten zeichne ich mit vorzüglicher Hochachtung

Beilage: [2]

Beschreibung meines automatischen Minenzündapparates

Der Minenzündapparat hat den Zweck eine Landmine durch eine leichte Erschütterung zur Explosion zu bringen. Die Erschütterung, welche durch darüber fahrende Automobile, Tanks u.s.w. wie marschierende Truppen hervorgerufen wird, genügt um die Mine zur Explosion zu bringen.

Für die Auslösung wird der Vibrationskontakt „Roth" verwendet, der mit verschiedenen Steuerrelais in ein Rohr eingebaut ist. Die Steuerung kann von einer beliebigen Entfernung aus erfolgen. Dieselbe erfolgt durch den Kommandoapparat.

Der Vibrationskontakt kann jederzeit geprüft werden. Die für den Betrieb der Steuerrelais und des Zünddrahtes nötige Batterie wird beim Kommandokasten aufgestellt. Auf diese Weise ist es ausgeschlossen, dass bei ausgeschaltetem Kommandoapparat die Mine sich selbst entzünden kann.

Für die Prüfung des Vibrationskontaktes und der Einrichtung wird beim Kommandoapparat ein Hörer angesteckt. Ein Prüfton zeigt an, ob die Anlage in Ordnung ist. Sollte eine Mine schon explodiert sein und daher der Prüfton nicht ertönen, so werden mit einem Fingerdruck eine der anderen Minen vom ganzen Minenfeld eingeschaltet.

Die Betätigung erfolgt nach der Prinzipanordnung wie folgt:

Prüfen:

Drückt man beim Kommandokasten die grüne Taste, so wird im Relaiskasten ein Summer in Betrieb gesetzt, dessen Summton beim Kommandokasten im Hörer wahrgenommen wird, wenn der Vibrationskontakt betriebsbereit ist. Bei einem Defekt, Unterbruch in der Leitung, kann kein Summton entstehen. Dieses Überprüfen kann jederzeit vorgenommen werden. Das Anlegen von Minenfeldern kann daher monatelang vor einem Überfalle geschehen, Strassen können inzwischen von den eigenen Leuten ohne Gefahr befahren werden. Eisenbahnstrecken, Brücken u.s.w. können ihren Betrieb aufrecht erhalten.

Inbetriebsetzen:

Wird neben der grünen Taste noch die rote gedrückt, so wird der ganze Minenzündapparat in Betriebsbereitschaft gesetzt und erfolgt die Explosion wie oben angegeben.

Die Steuerung des Apparates ist auf einige hundert Meter möglich.

Ein Mann ist imstande eine Front von einigen hundert Metern allein zu bewachen.

Jede Explosion ist ein Volltreffer, dann wenn kein Feind da ist, geht die Mine nicht los. Bei vorherigen Bombardementen werden die Minen einfach ausgeschaltet und sofort in Betrieb gesetzt wenn der Feind gegen die Minenfelder rückt.

Der Widerstand einer Armee wird mit diesen Minen um ein zehnfaches verstärkt.

Nach meiner Meinung ist ein Land, mit meinen Apparaten ausgerüstet, nicht zu überrumpeln.

 

 

 

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[1] LI LA RF 179/004/002. Die Offerte stand offenbar im Zusammenhang mit der Okkupation Österreichs durch das Deutsche Reich am 12./13. März 1938. Die Regierung teilte jedoch Chr. Roth mit undatiertem Schreiben mit, dass kein Interesse an der Lieferung von automatischen Minenzündern bestehe.
[2] LI LA RF 179/002/003.