Das "Liechtensteiner Volksblatt" berichtet über die erste Abschlussprüfung in Hauswirtschaft an der Landesschule


Artikel im "Liechtensteiner Volksblatt" [1]

22.4.1944

Aus der Schule

Die Landesschule in Vaduz und die ihr angegliederte Hauswirtschaftschule haben ihre diesjährigen Abschlussprüfungen hinter sich und bald schon beginnt wieder das neue Schuljahr mit starkem Nachwuchs. Die erfreuliche Entfaltung schreitet vorwärts, speziell die Hauswirtschaftschule unter der ausgezeichneten Leitung von Fräulein [Berta] Kölbener erfreut sich eines wachsenden Interesses. [2]

An den Prüfungen vom letzten Samstag u. Dienstag [3] bekam der Besucher einen leichten Einblick, welches reiche Pensum da behandelt und erledigt wird. Es wird etwas verlangt von Schüler und Lehrerschaft. Und der Schüler hat es in der Hand, sich ein wertvolles Rüstzeug anzueignen fürs praktische Leben. Buchführung, Mathematik, Maschinenschreiben und Stenographie kommen zu ihrem Rechte wie auch Fremdsprachen, Bürger– und Landeskunde usf. Die aufliegenden schriftlichen Arbeiten und die prächtige Zeichnungsausstellung vermitteln ein eindrucksvolles Bild von emsiger Tätigkeit und Streben der Schülerschaft sowohl als auch der Herren Professoren. Nicht weniger interessant gestaltete sich die reichhaltige mündliche Prüfung in den vielen Fächern, die allerhand Anforderungen an die Schüler stellte. Den Herren Professoren, die den Erfolg in nimmermüder Jahresarbeit vorbereiteten, ist zu diesem Abschluss zu gratulieren.

Eine ganz besondere Note verdienen die Leistungen an der Hauswirtschaftsschule unter der vorzüglichen Leitung von Fräulein Kölbener. Es sei da besonders auf die reichhaltige Ausstellung der weiblichen Handarbeiten im Parterre der Landesschule, deren Besichtigung sehr zu empfehlen ist, hingewiesen.

Der gepflegte Handarbeitsunterricht befähigt die aufmerksame Absolventin der vier Klassen zur perfekten, selbständigen Hausschneiderin. Es wird da geflickt und geschneidert nach allen Regeln der Kunst und Zweckmässigkeit, Mass wird selbst genommen, zugeschnitten nach eigenem Schnittmuster ebenfalls. Aus Altem wird Neues gemacht, den Erfordernissen der kriegsbedingten Lage und Mangelwirtschaft entsprechend. Die schon erwähnte Handarbeitsausstellung zeigt die gefälligsten Kleidungs– und Wäschestücke jeden Genres. Auch die schönen Künste des Häkelns und Stickens nebst der wichtigen Kunststrickerei kommen zu ihrem Recht. Eine überraschende Mannigfaltigkeit.

An der eigentlichen Hauswirtschaftsprüfung vom Dienstag standen eine ganze Anzahl bedeutender Fächer zu Traktandum. Handarbeit in Theorie und Praxis, Krankenpflege, Materialkunde, Ernährungslehre, Gartenbau und Blumenpflege, Haushaltungspflege, Haushaltungskunde und Kochen, um so das wichtigste des Gebotenen herauszugreifen. In der Küche zeigten die Schülerinnen ihren Meister, selbständig verrichtete Jede die ihr durch das Los zugefallene Arbeit, bereitete ihr vorgeschriebenes Menü, mit Liebe und Eifer zur Sache waren sie dabei. Und den beneidenswerten Gästen soll das Gebotene, durch die Kochtöchter graziös serviert, ausgezeichnet gemundet haben.

Dieser ersten Hauswirtschaftprüfung im Rahmen unserer Landesschule war somit ein voller Erfolg beschieden. Ein Ansporn für unsere Mütter und Töchter, dieser Ausbildungsstätte ein vermehrtes Augenmerk zu schenken. Was gibt es für eine Tochter Wichtigeres als eine gründliche zeitgemässe Ausbildung im Haushaltwesen, in kochen, nähen, stricken und flicken, in Blumen– und Krankenpflege? Der erfolgreichen Arbeitslehrerin Fräulein Kölbener gebührt für ihre nimmermüde erspriessliche Wirksamkeit ein öffentliches Dankeswort. Wir gratulieren!

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[1] L.Vo., Nr. 47, 22.4.1944, S. 1f.
[2] 1941/42 wurde der Lehrplan der Realschulen neu gestaltet, wobei dem Hauswirtschaftsunterricht für Mädchen grösseres Gewicht gegeben wurde (LI LA RF 188/299/002).
[3] D.h. am 15. und 18.4.1944.