Im Auftrag von Regierungschef Josef Hoop besucht die in Innsbruck wohnhafte Maria Hoop eine an Schizophrenie leidende Liechtensteinerin in der Anstalt in Hall in Tirol, um deren Heimführung nach Liechtenstein abzuklären


Handschriftlicher Brief von Maria Hoop an Regierungschef Josef Hoop [1]

22.2.1942, Innsbruck

Sehr geehrter Herr Regierungschef!

Ich kam bereits am 16. ds. in den Besitz Ihres wt. [werten] Briefes [2], konnte jedoch, da ich marod war, leider erst gestern Ihrer Bitte nachkommen.

In der Anstaltsleitung erklärte mir der diensthabende Arzt, nachdem er die Krankengeschichte und den gegenwärtigen Befund über Frl. N1 durchgesehen hatte, recht freundlich, dass die Genannte gegen Abgabe eines Reverses ohne weiteres jederzeit von der Anstalt abgeholt werden könne, insoferne sie direkt nach Liechtenstein gebracht würde. In Deutschland dürfe sie natürlich nicht verbleiben und sei daher in 1. Linie für einen gültigen Pass Sorge zu tragen.

Vor dem Abendessen konnte ich dann Frl. N1 selbst sehen und sprechen, allerdings unter Aufsicht von 2 Schwestern. Die Patientin macht einen ganz harmlosen Eindruck, möchte sehr gerne heim und erwartet schon lange sehnsüchtig den Besuch ihrer Mutter, den ihr diese scheints versprach. Die Schwester teilte mir mit, dass die Patientin an Schizophrenie leide, aber ganz gut zu haben sei und leichtere Hausarbeiten ganz nett verrichte.

Ich erlaube mir noch zu bemerken, dass Frl. N1 angeblich keinen Pass besitzt und auch kein passendes Foto vorhanden ist. Sollten Sie, sehr geehrter Herr Regierungschef, diesbezüglich oder in anderer Weise einen neuerlichen Auftrag für mich haben, würde ich mich dadurch sehr geehrt fühlen.

Ich bitte um Verzeihung wegen meiner verspäteten Antwort und zeichne mit dem Ausdrucke vorzüglichster Hochachtung als Ihre ergebene [3] 

 

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[1] LI LA RF 208/461/002.
[2] Schreiben des Regierungschefs Hoop an Maria Hoop in Innsbruck vom 9.2.1942 mit der Bitte um Vorsprache in der "Irrenanstalt" in Hall in Tirol und Besuch bei der Patientin N1 (LI LA RF 208/461/001).
[3] Regierungschef Hoop bedankte sich mit Schreiben vom 4.3.1942 bei Maria Hoop in Innsbruck für ihre Mühewaltung (LI LA RF 208/461/003).