Der Landtag spricht sich für die finanzielle Unterstützung der Pfadfinder aus


Protokoll der nichtöffentlichen Landtagssitzung, ungez. [1]

27.5.1938

5. Förderung der Pfadfinderbewegung

Präsident [Anton Frommelt] verweist auf die Vorzüge und Bestrebungen dieser Bewegung. Die Kosten der Ausrüstung mache pro Knabe ca. Frs. 50. Die FK. [Finanzkommission] sei der Meinung, nur an Bedürftige sollte eine Unterstützung gewährt werden. Der Herr Reg.Chef [Josef Hoop] sei jedoch der Meinung, um die ganze Sache gleich in Fluss zu bringen und nicht scheitern zu lassen, jedem Knaben etwas vom Lande zu geben, damit es für die Eltern erschwinglicher sei. Etwas werde auch durch private Mittel aufgebracht und diese könnten dann zur verbilligten Abgabe der Ausrüstung an Bedürftigere verwendet werden. Man dürfe aus dieser Bewegung, wenn sie richtig aufgezogen, geführt und den Verhältnissen entsprechend durchgeführt werde, eine Verstärkung und Vertiefung des heimatlichen Gedankens und eine Zusammenfassung der Jugend auf diesem Gedanken.

Beck Wend. [Wendelin] glaubt, dass dies bei den Eltern nicht überall gern gesehen werde, da die Jungen doch mehr schaffen sollten. Auch sei bei uns der Sport angesichts der ländlichen Verhältnisse nicht so notwendig.

Präsident macht aufmerksam, dass man das Sportwesen nicht mit der Pfadfinderbewegung verknüpfen könne. Die letztere soll nicht den Sport als einziges pflegen, sondern mehr die Erforschung und Liebe zur Heimat. Die Pflege der Anständigkeit, der Liebe zur Heimat und die Hilfeleistung sei das erste Ziel. Sie machen auch mehr Länderspiele. Es würde seitens des Landes ein Beitrag von Frs. 10’000 brauchen.

Vogt Basil meint, dass bei uns gewöhnlich für solche Neuerung eine momentane Begeisterung sei und dann flaue es wieder ab.

Dr. [Otto] Schädler empfiehlt, mit der Beitragsleistung etwas vorsichtig zu sein. Man sollte zuerst zuschauen, wie sich die Sache entwickelt und vorläufig Frs. 5000 hiefür aussetzen.

Präsident glaubt, dass auch dieser Gedanke recht wäre, doch müsse der ganze Beitrag von Anfang an sicher sein, nachdem es grosszügig aufgezogen werden soll.

Dr. Schädler glaubt, dass auch die Arbeiter es nicht verstehen, wenn im Sommer eine Arbeitslosigkeit eintreten sollte.

Präsident entgegnet, dass für heuer die Arbeitsbeschaffung garantiert sei. Auf den Sommer hin werde die Arbeit etwas reduziert werden. Heute bekomme man keinen Arbeiter mehr und sie gehen auch nicht in die Schweiz. Es sei dies ein Übelstand, der einer Abhilfe bedürfe. Am sichersten seien die Einnahmen aus der Post.

Dr. Schädler sieht sich durch diese Antwort nicht ganz befriedigt und zwar deshalb, weil es eine ziemliche Reduktion der Arbeit geben werde. Ebenso werde auch die private Bautätigkeit nicht mehr im selben Ausmasse vorhanden sein. Es werde verschiedene Kritiken geben, wenn man Frs. 10’000 hiefür aussetze. Fr. 5000 scheine weniger auf.

Präsident: Ein grosser Betrag hievon komme den inländischen Schneider zugute.

Beck Wend. unterstützt den Antrag Dr. Schädler’s.

Präsident: Man müsse dabei bedenken, ob man nicht durch diese Einschränkung die grosszügige Bewegung verunmögliche.

Dr. Schädler glaubt, dass man im Herbst noch einmal Frs. 5000 für diesen Zweck opfern könne.

Beck Johann ist für die Bewilligung des ganzen Kredites. Er hält diese Bewegung für vorteilhaft und es dürfe verantwortet werden.

Reg.Chef stellt den Antrag, pro Person Frs. 20.- zu bewilligen. Die Öffentlichkeit könne aufgeklärt werden über den Zweck dieser Bewegung und es werde auch Verständnis finden. Er empfiehlt, nicht kleinlich zu sein, auch in anderen Staaten werde auf diesem Gebiete viel mehr geleistet und geopfert.

Der Landtag ist mehrheitlich der Meinung, pro Kopf Frs. 20.- aus Landesmitteln für diesen Zweck auszusetzen. [2]

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[1] LI LA LTP 1938/075.
[2] Dieser Antrag wurde in der öffentlichen Landtagssitzung einstimmig angenommen bei Stimmenthaltung von Basil Vogt und Otto Schaedler (LI LA LTP 1938/085).