Regierungschef Josef Hoop erkundigt sich bei Hermann E. Sieger über die Möglichkeit, arbeitslosen Liechtensteinern Stellen in Deutschland zu verschaffen


Schreiben der Regierung, gez. Regierungschef Josef Hoop, an Hermann E. SiegerLorch (Württemberg) [1]

31.7.1936

Unser Arbeitsamt hat schon in einzelnen Fällen ledige Arbeiter nach Deutschland zur Arbeitsannahme vermitteln können, sodass sich der Gedanke aufdrängt, ob es nicht möglich wäre, eine grössere Anzahl liechtensteinischer Bauarbeiter im Deutschen Reiche unterzubringen. Bekanntlich hat die Saisonarbeit der Liechtensteiner nach der Schweiz vollständig aufgehört und dadurch ist unser Land gezwungen worden, fast untragbare Anstrengungen für Arbeitsbeschaffung zu machen. Zwar wird die Devisengesetzgebung die Heimnahme des verbleibenden Lohnes kaum möglich machen, indessen würde dies nicht soviel verschlagen, die Hauptsache wäre, wenn die jungen Leute wenigstens sich selber durchbringen könnten.

Das Sie, sehr geehrter Herr Sieger, mitten im wirtschaftlichen und politischen Leben stehen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir Ihre rein private Ansicht darüber mitteilen würden, ob sich die Anbahnung von Verhandlungen über die Einreise liechtensteinischer Arbeiter nach Deutschland überhaupt lohnen würde.

Mit bestem Danke für Ihre Bemühungen verbleibe ich

Mit vorzüglicher Hochachtung 

 

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[1] LI LA RF 163/286/002/001. Kürzel: DrH/S.