Karolina Büchel an Ulrich Öhri über die – mit Ausnahme des Obstes – gute Ernte


Handschriftliches Originalschreiben (Fragment) der Karolina Büchel [Karolina Büchel [-Hasler]], Gamprin, an Onkel Ulrich Öhri mit Familie, Spencer (Nebraska) [1]    

2.11.1930, Gamprin

Lieber Onkel und Familie!

Wieder steht bald Weihnachten
vor der Türe, das Fest der Fami-
lien wo man wieder mit Sehn-
sucht derer gedenkt bei denen
man gerne ein paar Stunden
verweilen möchte. Da nun das
nicht geschehen kann will ich
versuchen auf diesem Wege
mit Euch ein Plauderstündchen
zu halten. Vor allem wie [2]
geht es Euch? Seit Ihr gesund
und munter was machen Onkel
Andreas [Öhri] und die seinen sowie
Tante Lenas [Magdalena Connot [-Öhri]] Wir hoffen es
sei alles gesund was wir
zur Zeit auch sind.

Wie wir so aus den Zeitungen
vernommen haben, was Euch das
Wetter gar nicht günstig diesen
Sommer, es tat uns immer Leid
sowas zu vernehmen. Denn
wir wissen was es heisst [3] [4]
ein volles Jahr gearbeitet zu haben
und doch nichts Ernten zu können
Aber man darf den Mut doch
nicht verlieren Denn es kommen
auch wieder bessere Zeiten. Wir
hatten z. B. drei Jahre hinter
einander schlechte Ernten aber
heuer war alles bis aufs Obst
vortrefflich geraten. Obst hat
es jedoch so wenig dass nur
wenige etwas in den Keller
legen konten und Mosten hat [5]
man einfach nie gesehen.
Nächsten Sommer ist es nicht
gemütlich beim Heuen dann muss
man froh sein wenns Regnet dass
das Wasser nicht ausgeht bei
uns in Gamprin schönen Trost nicht
war – Heuer giebts wahr-
scheinlich nicht einmal Birnen-
brot denn ich konnte schon zwei
Jahre keine Birnen mehr
dörren und zu kaufen sind
auch nirgends keine. [6]

______________

[1] LI LA PA 016/3/05/06.
[2] Seitenwechsel.
[3] Ursprüngliche Fassung: „heiẞt“. Das Eszett wird im Folgenden zu “ss“ umgewandelt.
[4] Seitenwechsel.
[5] Seitenwechsel.
[6] Seitenwechsel. Der Brief bricht hier ab.