Emma Rheinberger an Alois Rheinberger über ihre Verwandten im Gasthaus Löwen und im Gasthaus Engel, die Rückwanderung einer enttäuschten Liechtensteinerin aus Los Angeles nach Schaan sowie die Arbeitslöhne in Amerika


Handschriftliches Originalschreiben (Fragment) der Emma Rheinberger an Alois Rheinberger, Nauvoo (Illinois) [1]

o.D. (vor August 1914), o.O.

(…) [2]

Die hiesigen Rheinberger, die Sie durch
Ihre lieben Briefe kennen, sind gesund,
Tante Laura [Rheinberger [-Wolfinger]], die Frau des Alois
Rheinberger
im Löwen hatte diesen
Frühling etwas gelitten, sonst steht
sie sich recht gut, eine Tochter [Maria Irma Patscheider [-Rheinberger]] ist
in Feldkirch verheiratet, eine [Hedwig Theresia Hiener [-Rheinberger]] hier
in Vaduz an den Nachfolger unseres
Vaters [Peter Rheinberger], Oberingenieur [Gabriel] Hiener, ein
Sohn [Anton Robert Rheinberger] u. eine Tochter [Maria Lukretia Rheinberger] sind daheim in
dem recht blühenden Geschäfte.  
Eine besonders edle Anverwandte
haben wir im Gasthaus zum Engel hier, eine Tochter [Maria Theres Wilhelmina Schlegel [-Nigg]] von Frau
Anna Nigg [Maria Anna Emilia Nigg [-Rheinberger]], welche mit Ihnen corres-
pondiert hatte. Diese ihre Tochter,
Frau Schlegel im Engel ist ihr
Ebenbild an Güte u. Edelsinn, [3]
eine herrliche Frau, eine Mutter der
Armen u. Kranken. Der liebe Gott
segnet dafür ihr Haus in sichtlicher
Weise. – Ein Sohn [Carl Schlegel] wird Arzt u.
das zweite Kind Irma [Irma Schlegel] ist auch ein
liebes, blühendes Mädchen, mit so schöner,
natürlicher, einfacher Gesinnung, die
geeignet ist viel Gutes im Leben zu
wirken. –

Unsere Tante [Maxentia] Rheinberger im Kloster
Ordensschwester des Ordens St. Vinzes
v. Paul wird im August 82 Jahre. [4]
Es ist die Schwester unsrers lb. Vaters [Peter Rheinberger],
schon etwa 64 Jahre im Kloster,
wo sie unsäglich viel wohl für den
Herrn unsern Gott gearbeitet, etliche
Jahre schon in der Stellung als
Generaloberin, des verbreiteten Ordens
der „barmherzigen Schwestern“. – [5]

Jene verwandte Frau [Salome Felini [-Rheinberger]], von der ich Ihnen
schrieb, dass sie etwa im Juni letzten Jahres
nach Californien Los Angeles
gereist, ist nun wieder zurück-
gekommen mit der jüngeren Tochter,
die ältere blieb dort. – Sie hat viel
mitgemacht in der Angelegenheit der
Hinterlassenschaft ihres dort verstorbenen
Sohnes. Auch hatte sie sich die Ver-
hältnisse dort vielleicht anders vorgestellt,
ältere Personen, wie sie, finden schwer
entsprechende Beschäftigung dort, er-
zählte sie u. für jüngere wie ihre viel-
leicht 18 jährige Tochter, wäre Los
Angeles zu gefährlich. Der Verdienst
für junge Leute dort muss ausserorndlich
sein, 20, 25, ja vielleicht 30 Dollar
pr. Monat, für unsere Begriffe un- [6]
gemein viel, doch sollen sich die dortigen
Lebensmittel auch enorm hoch stehen.
Nun hat sie noch ein Sohn, Loco-
motivingenieur u. eine Tochter in Stellung
dort. Der liebe Gott sei mit diesen u.
mit der Mutter in Schaan. –

Eine grosse Freude ist es wohl, an Ihre [7]
Kinder u. Enkelchen zu denken,
solche Kinder müssen das Herz eines
Vater u. Grossvaters glücklich machen.
Und wie schön versorgt sind sie
alle, diejenigen die heim in den schö-
nen Himmel gegangen u. die andern,
die noch ein schönes Heim auf
Erden besitzen. – Beneidenswerter
Vater! – Alle Ihre lieben Kinder möch-
ten wir von Herzen grüssen.
Und Sie, guter Herr Vetter
stellen wir unter den liebevollen Schutz
u. Segen der lieben, süssen Himmelskönigin.

Getreu / Ihre anhängliche
Base
Emma Rheinberger [8]

______________

[1] LI LA AFRh Ha 18. Brief in lateinischer Schrift.
[2] Der vordere Teil des Briefes fehlt.
[3] Seitenwechsel.
[4] * 24.8.1832.
[5] Seitenwechsel.
[6] Seitenwechsel.
[7] Unterstrichen.
[8] In Kurrentschrift.