Auf Initiative der Ida von Imhof und der Berta Erne spenden liechtensteinische Frauen Stoffe bzw. Kleidungsstücke für österreichische Soldaten


Mitteilung im „Liechtensteiner Volksblatt", gez. „O." [1]

31.10.1914

Neue Spenden zum roten Kreuze

Wie schon vor einigen Wochen in den Blättern zu lesen war, [2] hat die von einem Komitee unter dem Vorsitze des Herrn fürstl. Landesverwesers Freiherr [Leopold] von Imhof eingeleitete Sammlung zu Gunsten der österr. Gesellschaft vom roten Kreuze den namhaften Betrag von über 8100 Kronen ergeben. Bald nach dem Abschluss dieser, dem Wohltätigkeitssinn unserer Bevölkerung ein ehrendes Zeugnis ausstellenden Sammlung haben über Verwendung der Frau Landesverweser Baronin [Ida] von Imhof und der Frau Landrichter [Berta] Erne die Frauen Liechtensteins beträchtliche Mittel zur Beschaffung von Stoffen für Ausstattungsstücke für die im Felde stehenden österreichischen Kämpfer zusammengesteuert und überdies die Bearbeitung dieser Stoffe übernommen. Auf diesem Wege sind nun über 1000 Leibbinden, etwa 300 Pulswärmer, eine grosse Zahl Socken und viele Schneehauben sowie bedeutende Mengen Charpie [3] zusammengekommen, welche demnächst ihrer Bestimmung zugeführt werden sollen. [4] Da die angeschafften Stoffe etwas billiger zu stehen kamen, als ursprünglich angenommen wurde, ist vom Sammlungsbetrage noch etwas erübrigt worden, das voraussichtlich zur Anschaffung von Weihnachtsgeschenken für die Soldaten verwendet werden wird.

Dieses Opfer ist ein neuer ehrender Beweis für die Gesinnung unseres Volkes, vor allem aber für die edle und werktätige Begeisterung, die unsere Frauen und Jungfrauen der gerechten Sache des gegenwärtigen Krieges unseres grossen Nachbarn entgegenbringen, und dürfen alle Mitwirkenden der dankbaren Anerkennung ihres hochherzigen Handelns versichert sein. Diese Spenden unserer Frauen und Jungfrauen sind aber auch eine teilweise Abstattung jenes Dankes, den wir Liechtensteiner den tapferen Helden in Deutschlands u. Österreichs siegreichen Heeren schulden; denn von dem für diese zwei Reiche glücklichen Ausgange des gewaltigen Ringens hängt auch ab ein Stück der Zukunft unseres lieben Vaterlandes, dieser kleinen Friedensinsel im ringsum brandenden Meer.

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[1] L.Vo., Nr. 44, 31.10.1914, S. 1.
[2] L.Vo., Nr. 32, 8.8.1914, S. 1 („Mitbürger!); O.N. Nr. 16, 8.8.1914, S. 1 („Liechtensteiner Volk hilf dem Roten Kreuz!").
[3] Charpie: Wundverbandsmaterial aus zerzupften Baumwoll- oder Leinenstoffen.
[4] Die „Oberrheinischen Nachrichten" meldeten am 7.11.1914, dass die von den Frauen und Mädchen beigestellten Kälteschutzmittel an ihren Bestimmungsort abgegangen seien. Die Bundesleitung der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz habe aus diesem Anlass ihrer besonderen Freude über „die rege und opferwillige Mithilfe" der liechtensteinischen Bevölkerung Ausdruck gegeben (O.N., Nr. 29, 7.11.1914, S. 2 („Rotes Kreuz")).