Karl Ludwig von Sulz verkauft Kaspar von Hohenems die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg für 200‘000 Gulden.


1613 März 22, Hohenems [1]

Graf Karl Ludwig von Sulz verkauft Graf Kaspar von Hohenems die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg für 200‘000 Gulden. Die Brüder Rudolf VII. und Karl Ludwig zu Sulz unterschreiben und siegeln.

Wir Carol Ludwig grave zue Sutz, lanndtgrave in Klöggow, dess Heylligen Römischen Reychss erbhoffrichter zue Rottweyll, herr zue Vadutz, Schellenberg, Blumenegg, Monclar und Menntzburg[2] etc. bekennen offentlich für uns, unnsere erben und nachkhommen vunnd thuen khund menigclichen mit disem brieff, dass wir mit freyem guetem willen, gueter fleissiger vorbetrachtung, wolbedachtem synn unnd mueth und gehabtem rath zue den zeytten unnd tagen, wie wir dass ohne meniglichs verhindern unnd mit recht wol thuen khönden unnd mögen, mit allen wortten unndt wercken, so darzue gehörig notturfftig waren, durch dises jetzo unnd hienach vor allen leuthen, richtern unnd gerichten, gaistlich unnd welltlichen, gantz gueth crafft, macht und wüerkhung hat, haben soll, khann unnd mag für allermenigclichs widertheillen und absprechen unnseren bössern nutz damit zue fürdern unnd schaden zue wennden, recht unnd redlichen zue einem stehten, ewigen ymmerwehrenden unnd unablösigen kauffs verkaufft unnd zue khauffen gegeben haben. Geben auch hiemit zue khauffen, wissentlich in crafft diss brieffs dem wolgebornen hern Casparn graven zue Hochenemps unnd Gallera röm. may. mayt. Unnd erherzogliche durchlaucht zue Österreych rath, vogt unnd pfanndtinnhabern der herrschafften Bludenz, Sonnenberg und Newenburg am Rhein, unnsern freundtlichen lieben herrn schwagern unnd bruedern, allen dero erben unnd nachkhommen unnsere frey aigenthumbliche reychs graff- unnd herrschafften Vadutz unnd Schellenberg wie solliche wir unndt unnsere geehrte alltfordern graven zur Sultz ain geraumbte zeytt besessen unnd von den freyherren zue Branndiss anvererbt mit allen unnd jeden hochen, nidern, glaittlich unnd forstlichen obrigkheytten, bluetbann, wildtbann, rottes, schwartzes, khleines unnd feder gewilldts, berckhwerckhen, ertzten, meutten, zöllen, zollstatten, marckhen, ehren, würden, titteln, hanndtvessten, freyheitten, privilegien, briefflichen urkhunden, offnungen, offung gelltern, herrlich- unnd gerechtigkheitten, zwingen, pännen, gerichten, fräfeln, straffen, steuren, raisen, raissgelltern, umbgelltern, fronen, diensten, aignen leuthen, fassnacht hennen, einzügen, abzügen, lechenschafften sampt dem schloss Vaduz, den amptheussern zue Vadutz, den burgstallen zue Schellenberg, den mühlinen zu Vadutz, heusern, städeln, torggeln, aignen güethern, verlichnen oder unverlichnen, weingärtten, allppen, alpprechten, höltzern, wäldern, thriben, tratten, wassern, wasserlaittinen, vischenzen, rennten, zinssen, güllten, nutzungen, einkhomben, gefällen, grossen unnd kleinen zechenden, widmann, collaturen unnd aller anderer zuegehörden, wie dass immer namen haben mag, ob- unnd under erden, benandten unnd unbenannten, überal nichtss davon ausgenommen, vorbehallten, noch hindan gesetzt, so in ermelten graff- und herrschafften Vadutz unnd Schellenberg gehörig unnd gelegen, mithin auch die Brandisische collatur des alltarss inn der Thumbkirchen zue Chur wie dass wolermelte unnsere vordern unnd wir bisshero innegehapt, genutzt und besessen unnd in rüewiger possession genossen. Alles innhalttss unnd vermög allter und newer vrbarien, briefflichen urkhunden, rödeln unnd anschlägen so wir ime herrn keuffer lautter übergeben haben. Wie dann wir crafft diss schuldig sein sollen alle brieffliche urkhunden, so im schloss Vadutz oder annderwerths so disen kauff unnd güether auch Brandisische regalien unnd herrlichkheytten berüeren thetten, gefunden möchten werden, dem herren keuffer herausszugeben unnd einzuraummen. Unnd da deren khunfftig bey unns oder unnseren erben gefunden wurden, dass solle unns nichtss verstenndig noch gülltig sein sollen. Wir übergeben ime herren keuffer auch alles das, wass im schloss Vadutz nueth unnd nagel begreifft sampt geschütz, munitions, betstatten, tischen, stüellen unnd weinfassen etc. Es sollen auch alle dieser graff- unnd herrschafften nutzungen vom nechstverganngenen Marthini an dem herren keuffer lediglich angehen. Dargegen er die darauf ligende hauptgüether unnd dero verzinssungen von selbigem dato an leiden solle, unnd sollen die hauptgüether sampt aufferloffnen verzinssungen biss auf gemelten Mathini verfallen am kauffschilling abgeraith unnd abgezogen werden, welcher hauptgüether unnd verzinssungen dann dem herren keuffern ain ordenliche designation zuegestellt worden. - Wass dann an den reychs- unnd kraissanlagen, unnderhalltung dess kayserlichen cammergerichts wie auch dem graffen unnd herren bannckh ausstenndig were, sollen wir bezallen unnd herren keuffer schadloss hallten. Unnd dieweyll an solchem allem die herrschafft Bluemenegg den halben theill der Brandisischen anlagen zue bezallen schuldig, allss soll hinfüro auch herr keuffer mehr nicht allss solchen halbtheill zue endtrichten schuldig sein. Es sollen wir auch ime herren keuffern die regalia unnd freyheitten von der röm. kay. mayt. etc ausszuebringen unnd zue bestetten verbunden sein vermög der kauffsabredt. – Darumben der ewig unnd redlich kauff erganngen, vollführt unnd gethan worden umb zwaymahl hundert thaussent guldin jeden zue fünfzechen batzen oder sechzig kreutzern geraith guetter wehrung wie die zue Sanct Gallen, Lindaw unnd Veldtkirch ganngbahr seyen. Alls namblichen sibenzig taussent guldin oder sovil sich an verschribnen schulden vermög einer specification so übergeben werden unnd herr keuffer über sich nemmen solle befinden würdet. So dann bei der immission also bahren fünfzig thaussent guldin unnd den überrest was die rechnung über angenombne schriber schulden mitbringt inner den nechstfolgenden vier jahren zue vier terminen ohne zinss zu bezallen. - Unnd darauf wir auch solche unnsere recht unnd gerechtigkheytt waran das ist unnd sein mag, sampt aller vorstehenden nutzung, einkhomben unnd gefell mit mund unnd hannd für ihr aigenthumlich gueth zuegestellt, überantworthen unnd übergeben auch unnss aller recht unnd gerechtigkheyt wie obsteht, wie die genanndt, wo die gelegen unnd waran die sein mögen an khleinen unnd grossen, nichts aussgenommen, besuechten und unbesuechten wie auch sonnderlich dess titulss ermelter beeder herrschafften hinfüro unnd zue ewigen zeytten gegen woldgedachten herren graffen allss keuffern, dero erben unnd nachkhommen für unnss, unnsere erben und nachkhommen genntzlich und gar verzigen, endteüssert unnd begeben haben. Verzeichen unnd begeben unnss auch dessen hiemit und in crafft diss brieffs also dass sich mehr wolgedachter herr graff dessen erben und nachkhomben solliches alles unnd jedes nun hinfüro ihres gefallens sollen unnd mögen allss ihr aigenthumblich gueth unnderstehen, unnderziechen empfachen, erinneren, besetzen, endtsetzen, nutzen, niessen, gebrauchen, verenndern, verleichen, verthauschen, versetzen, verkhauffen und damit hanndlen, wanndlen, thuen und lassen gegen freunden unnd frembden allss mit annderen ihren aigenthumblichen güethern von unss, unnseren erben und nachkhomben unnd sonnsten allermennigclichs von unnsert wegen ungeihrt unnd unnverhindert inn allweg. Dann wir unss jezo alss dann unnd dann alss jetzt daran und darzue aller unnd jeglicher jeziger unnd khunfftiger ansprachen, recht, vorderung, innhabens unnd besitzens, gewehr, gebrauch und sonst aller annderer gerechtigkheyt auch aller hilff unnd schürmbs, gaistlicher unnd welltlicher recht aller freyheitten, privilegien, gnaden restitution unnd widereinsatzungen genntzlichen unnd gar auss unnser, unnserer erben und nachkhomben hannden unnd gewallt unnd in des herren keuffers dero erben und nachkhomben hannden unnd gewalt verzigen uund begeben unnd sy dero in stille, rüewige possession, nutz unnd gewehr eingesetzt haben, setzen sy auch dero hiemit in crafft diss brieffs ein ohne menigclichs verhindern unnd widersprechen. Mehr wolbesagter herr keuffer oder dero bevelchshaber sollen unnd mögen sich auch darauff nach vermögen unnd volkhombenheit beeder rechten alle unnsere recht unnd gerechtigkheyt wie die genannt unnd was sy gelegen an zinsen, zechenden, gaistlich unnd welltlichen lechenschafften, güllten unnd güethern, auch aignen leuthen, obrigkheytten, zöllen, vischentzen, wildtpännen, heussern, schlössern unnd anderem, nichts aussgenommen inner- unnd ausserhalb rechtenss güett- oder rechtlichen gegen allermeniglich gebrauchen, sich dess alles vorsteht unnderfachen, unnderziehen, thedingen, quittireen unnd sonst alles annderss darinnen hanndlen, wanndlen, thuen unnd lassen gleicherweiss unnd mass alss weren wir selbs persohnlich gegenwerttig daran noch darwider wir noch unnsere erben mit ewigem stillschweigen nichts reden, thuen noch ÿhren oder verhindern sollen noch wollen mit noch ohne recht, geistlichen noch welltlichen noch sonnst mit nichten vor niemanndts an kheiner statt in kheiner weiss noch weg. Geloben unnd versprechen auch bey gueten threwen unnd unnsern gräfflichen würden unnd ehren an aydtstatt, diss alles unnd jedes alss vorsteht threwlich unnd unwidersprechenlich, vesst unnd steht zue hallten unnd darwider nimmermehr zue hanndlen, zue theun, noch zue sein, in kheinen weiss noch weg. Wir, unnsere erben unnd nachkhommen sollen unnd wollen auch hierauff diss kauffs wie obsteht wolgedachte herren graven alss keuffern, dero erben unnd nachkhommen, rechtverttiger unnd gewehrer sein, für allermennigclichs rechtliche ÿhrung unnd ansprach vermög des Heylligen Römischen Reychs ordnung, gebrauch, gewonheit und recht. Also wass unnd wellicherlei ÿhrung und ansprach ime herrn keuffern, dero erben unnd nachkhomben, daran bescheche oder widerführe wie oder von wem solches herlanngte oder dass herr keuffer oder dero erben von mehreren schulden darumben diese graff- und herrschafften oder zuegehörinngen verschriben weren. Alss die übergeben designation vermag angefallen wurden, dass alles sollen unnd wöllen wir, unnsere erben unnd nachkhommen dem herren keuffern, deroselben erben unnd nachkhommen ausrichten, sy dessen vertretten, versprechen, verstehn, auch an allen stätten unnd vor allen leuthen, richtern und gerichten gentzlich richtig unnd unansprüchig machen, gar unnd genntzlichen ohne allen ihren abganng, costen unnd schaden. - Wa auch wir unnd unnsere erben, dass nit thetten so haben allss dann mehrwolgedachter herr graff alss keuffer, dero erben unnd nachkhommen ald derselben helffern volkhomben gewallt unnd gueth recht auch ohne gericht unnd ohne klag oder ob sÿ wollen mit gericht unnd clag unnss unnd unsere erben an allen unnsern haab unnd güethern, ligenden unnd varenden, gegenwärttigen unnd khunfftigen darumben anzugreiffen, zu nötten, zue pfennden, wie unnd wa sie die ankhomben unnd betretten mögen. Alles so lanng biss dass inen dieser kauff unnd alles dass daran sy nach sag diss brieffs manngel oder gebrechen hetten oder haben wurden wolkhommenlich geferttigt, richtig unnd unansprüchig gemacht worden seyen. Sy auch dabey rüewig unnd unangefochten bleiben mögen nach des reychs gebrauch unnd gemeinen rechten etc. Vor dem allem unnd wider obgemelten verkhauff verzeichen unnd ferttigen soll unns, unnsere erben und nachkhomben noch khein unnser haab unnd gueth noch zit schützen, schürmen, freyen, friden, noch hinschieben, kheiner geistlich noch welltlich, bäbstlich, kayserlich, königlich noch annderer obrigkheytten freyhett, gnad, recht, noch gericht geschribens noch ungeschribens khein obrigkheyt gebott, verbott, burgrecht, stätt-, lanndt-, hoffrecht noch hoffgericht, abforderung noch weisung, khein bündtnuss, satzung, stattut, ordnung, noch gewonheit, frid, trosstung, noch gelaidt der fürstten, herren, stätt, noch länndern noch sonnsten khein anderer fundt[3] unthrew noch geferde die wir hierwider sampt unnd sonnders erdennckhen unnd namblich sprechen möchten dass wir umb obbemellten kauff[gel]dt[4] nit mit parschafft bezallt oder über den halben theill dess werths bethrogen, überfüerth oder sonnsten betrüeglichen eingefüert weren unnd die sach nit recht verstannden hetten. Dann wir für unnss unnd unnsere erben unnss aller hillf wie die erdacht ist oder fürtter immer erdacht werden möchte und auch dess rechtens gemeiner verzeichung ohne vorgehende sönnderung aussdruckhenlich widersprechende unnd alles anders so unss zue guettem unnd disem kauff zuewider raichen thette, deren wir unnss nach den rechten, gebrauchen möchten unnd derselben zuvor mit lauttern verstenndtlichen wortten gewiss gemacht worden unnd unndericht sein gar unnd gentzlich verzigen unnd begeben. Verzichen und begeben unnss auch dessen hiemit wissendtlich in crafft diss brieffs bey unnseren wahren gräfflichen würden unnd ehren an aÿdtstatt unnd derselben pflichten aller unnd jeder tituln in kayserlichen rechten so mit seinem text oder glossa unnss hierwider disen kauff unnd verschreibung behelffen, beschutzen unnd beschürmen möchte alles gethrewlich sonnder geverde. Unnd dessen zue wahrem unnd guetem urkhuntt haben wir anfanggs bemelter Carl Ludwig grave zue Sultz, lanndtgrave in Klöggaw für unsss unnd unnsere erben unnsser aigen angeborn innsigel öffendtlich gehanngen an disen brieff unnd unns beneben mit aigner hanndt unnderzogen unnd zue noch mehrer becräfftigung haben wir obgemelter graff Carol Ludwig mit ernnst unnd vleiss gebetten unnd erbetten den wolgebornen unnsern freundtlichen geliebten brudern Rudolphen graven zue Sulz, lanndgraven in Klöggow etc. dass er zue zeughnuss allen obstehenden wie auch zue entdtschlagung unnd verzeichung allen praetensionen oder tituln, so er oder seine erben an disen verkhauff möchten, gehabt haben oder innsskhunnfftig bekhommen möchten, unnd approbirung dises contracts für sich unnd seine erben sein angeborn insigel an disen brieff gehangen unnd sich darzue mit aigner hanndt unnderschriben.

Beschehen zue Embs den zwenunndzwannzigisten monatstag Marty nach Christi Jesu geburt gezallt ainthaussent sechshundert unnd dreyzechen jare.

Rudolff grave zu Sulz m.p.         Carl Ludwig graff zu Sulz

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[1]LI LA U 66. Original. Pergament; 76,7x50,1 cm; Plica 12,4 cm; Siegel von Carl Ludwig und Rudolph zu Sulz verloren; Initiale; gerade Zeilenführung; Urkunde an Falzstellen beschädigt. Rückvermerkt; "Kauf:brieve vber beede graff: vnd herrschafften Vadutz vnd Schellenberg vonn graff Carl Ludwigen zue Sultz, graff Casparn zue HohenEmbs. 1613. P 200000 R". Im Original ist die Stelle "zwaymahl hundert thaussent guldin" von späterer Hand mit Rotstift unterstrichen. Am Rand unten rechts mit Rotstift datiert: 22.03.1613
[2] 13 Montclair und Meinsberg/Mensberg, Herrschaften und Burgen im lothringisch-deutschen Grenzgebiet, welche die Gräfin Dorothea Katharina von Sayn, die erste Gattin Karl Ludwigs von Sulz, 1602 von ihrem Onkel Graf Heinrich von Sayn zum Geschenk erhielt, vgl. Schäfer, Grafen von Sulz S. 149.
[3] Fundt = Finte. Vorspiegelung, Täuschung, vgl. Id. Bd. I, Sp. 876
[4] Ergänzt, Loch im Pergament.