Wilhelm Beck berichtet über ein Gespräch mit Landesrat Franz Unterberger und Gaston Hausmann-Stetten in Feldkirch betr. die Grenzprobleme bei Kriegsende


Maschinenschriftlicher Bericht zuhanden der liechtensteinischen Regierung, gez. Wilhelm Beck [1]

14.11.1918, Vaduz

Bericht von Dr. W. Beck, Mitglied der Landesregierung, über seine Mission in Feldkirch bei Herrn Landesrat [Franz] Unterberger und Baron v. Hausmann [Gaston Hausmann-Stetten]

1. Bezüglich der schweiz. Passstelle in Feldkirch

Beide Herren teilten in dieser Sache mit, dass alle Österreicher, welche in die Schweiz ziehen wollen, sich auf der schweizerischen Passstelle in Feldkirch zwecks Bewilligung zur Einreise in die Schweiz zu melden haben. Es werde von dort aus im kurzen Wege die nötige Erhebung über die Personalien des Ansuchenden gepflogen und hierauf die Bewilligung erteilt. Es werde hieramts Mitteilung gemacht, wann diese Passstelle funktioniere. Betont wurde während der Unterredung auch, dass in Liechtenstein alle sich dort aufhaltenden Kriegsgefangenen wie auch die österr. Soldaten, welche in die Schweiz zu reisen beabsichtigen, gesammelt und nach Feldkirch zurücktransportiert werden sollten. Schliesslich einigte man sich dahin, dass diese Leute mit einem der nächst fahrenden Züge direkt in die Schweiz transportiert werden sollen.

2. Bezüglich der Kriegsgefangenen

Es wurde von Baron Hausmann berichtet, dass in Innsbruck Züge von je 750 Mann organisiert werden. Die Leute werden in Feldkirch aufgehalten, ihre bezüglichen Papiere und Personalien geprüft und sodann direkt nach der Schweiz spediert. Baron Hausmann versprach die Landesregierung hievon noch in Kenntnis zu setzen.

3. Bezüglich der Pferde, welche von Liechtensteinern in Österreich gekauft worden sind, wurde von Herrn Landesrat Unterberger mitgeteilt, dass dieselben am 13. Nov. abends zwischen 10 und 11 Uhr nach Liechtenstein passieren konnten. Der Landesrat sei auch fernerhin bereit, auf legalem Wege erworbene Pferde, deren Besitzer die amtlichen Ausweise beibringen, nach Liechtenstein ausführen zu lassen. Vorarlberg habe bei den Beziehungen mit Liechtenstein selbst ein gewisses Interesse daran (Landesversorgung), dass Liechtenstein die nötigen Fuhrwerke zum Anbau u.s.w. besitze.

4. Bezüglich Waffen und Munition erklärte Herr Landesrat Unterberger, dass der Landesrat Liechtenstein [2] bereit sei, 100 Gewehre nebst je 50 Patronen leihweise zu überlassen. Er werde diesbezüglich noch mit dem Landesrat in Bregenz Rücksprache nehmen und die Landesregierung in Vaduz hievon sofort verständigen. [3]

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[1] LI LA RE 1918/ 4986 ad 4843.
[2] Die Formulierung ist missverständlich: Gemeint ist wohl, dass der Landesrat Unterberger bereit sei, Liechtenstein 100 Gewehre zu überlassen.
[3] Rückvermerk: "Zu Punkt 1 – 3 die nötigen Verfügungen erlassen. Sohin vorläufig ad acta. 20. XI. 1918, Dr. B.“