Ein nicht genannter Leser ruft die Leistungen der Eingebürgerten für die Gemeinden und die Allgemeinheit in Erinnerung


Lesermeinung, nicht gez. [1]

24.11.1923

Zum Kapitel Einbürgerungen
sind uns von geschätzter Seite nachstehende Zeilen zugegangen:

In Liechtensteiner Zeitungsartikeln fand man in letzter Zeit abfällige Notizen über die Aufnahme neuer Bürger. Abgesehen von dem Hieb auf die Synagoge, zu der ich auch nicht hinneige, wäre es erwünscht, wenn die Einsender gütigst nähere Mitteilungen machen wollten, welchen Schaden bisher die etwa zwölf Neuaufgenommenen dem Lande verursachten? Bisher las ich nur vom Nutzen, den sie ins Land brachten, z. B. dass sie an Kirchen und Vereine ausser dem Einkaufsgeld Frankenbeträge gaben, namentlich zu einer Zeit, als die Kronenwährung abgeschafft wurde und noch wenig Franken im Lande waren. Es schien, dass damals diese Franken der neuen Bürger sehr willkommen waren; auch die hohe Fischerei- und Jagdpacht einzelner war nicht zu verachten und scheint sich bisher niemand beklagt zu haben, dass die neuen Jagdpächter die Nachbarn durch zu starkes Abschiessen schädigen. Auch die Wirte beklagten sich bisher nicht, wenn die neuen Bürger mit ihrer Familie einkehrten. Schuldig blieb bisher keiner etwas. Auch die Bautätigkeit wurde angeregt. Daher bitte, offen heraus mit der Sprache, warum diese Unzufriedenheit mit den Neueinbürgerungen, denn viele Liechtensteiner wandern auch ins Ausland und könnten dort in gleicher Weise angefeindet werden.

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[1] L.Vo. 24.11.1923, S. 6.