Der Schützenverein Vaduz feiert sein 25jähriges Vereinsjubiläum


Zeitungsbericht, gez. "Einges." [1]

21.1.1907

Vaduz, 21. Jänner. (Einges.) Am 19. Jänner fand im Saale des Gasthauses z. „Schloss" die 25jährige Stiftungsfeier des Schützenvereins Vaduz statt. Fast sämtliche aktiven und passiven Vereinsmitglieder mit Angebörigen — im ganzen 70 Personen hatten sich zu diesem schönen Feste eingefunden. Eine grössere Anzahl von Damen und auch einige Herren waren in dem Feste entsprechenden Trachten und Kostümen erschienen, so dass sich in dem reizend geschmückten Saale bald ein buntes Leben entwickelte. In trefflicher Weise besorgte eine Musikabteilung des k. k. Infanterie-Regimentes in Bregenz, welche von dem Kapellmeister der Regimentsmusik persönlich geleitet wurde, den musikalischen Teil des Festes. Während des gemeinschaftlichen Abendessens, das allgemeine Anerkennung fand, erhob sich der Oberschützenmeister Hr. Dr. Rudolf Schädler zu einer mit grossem Beifall aufgenommenen Rede. Er gab in kurzen Zügen ein geschichtliches Bild über die Gründung des Vereins im Jahre 1882, über die Entwicklung desselben und über die in den 25 Jahren vorgekommenen wichtigeren Vereinsbegebenheiten. Diesen Ausführungen sei entnommen, dass der Verein im ersten Jahre seines Bestehens 26 aktive und 10 passive Mitglieder zählte, und dass der heutige Bestand 38 aktive und 10 passive Mitglieder ausweist. Der Redner gedachte in dankbarer Weise der fstl. Domänenverwaltung, welche dem Vereine in zuvorkommender Weise den Schiessplatz auf den fürstlichen Schlossgründen während dieser 25 Jahre überlassen hat und erinnerte auch an die Stifter der beiden hübschen Vereinsbecher, an die Herren Dr. V. Haberler [Franz von Haberler], k. k. Statthaltereirat in Innsbruck und Gutsverwalter Xaver Beck von Triesenberg. Mehrere ältere Urkunden über frühere Schützenvereine in unserem Lande, welche der Verein besitzt, boten dem Redner Anlass, über diese Vorgänger einiges zu erzählen. So über die Schützengesellschaft in Eschen, welche im Jahre 1802 58 Mitglieder zählte, über eine spätere Schützengesellschaft in Vaduz, die im Jahre 1827 entstand, sich aber nach wenigen Jahren auflöste, endlich über die im Jahre 1861 in Vaduz gegründete Schützengesellschaft, welche nach zehnjährigem Bestande im Jahre 1871 einging. Redner resümiert, dass der jetzt bestehende Schützenverein diese Vorgänger an Lebensdauer weit überflügelt habe. Zum Schlusse erwähnt Redner, dass sich die Tätigkeit des Vereins in den verflossenen 25 Jahren nicht nur auf die Beteiligung an den Schiessübungen beschränkt habe, sondern dieselbe äusserte sich auch in dem Bestreben, das gesellschaftliche Leben zu pflegen und zu verschönern. Der Verein sei ein häufiger Veranstalter von geselligen und festlichen Zusammenkünften gewesen. Ein gesunder lebensfroher Humor sei dabei der stete Begleiter gewesen. Ohne Geselligkeit und Humor, die sich gegenseitig bedingen, sei ein gesundes gesellschaftliches Leben nicht denkbar. Der Humor sei eine wertvolle Gabe für jeden Menschen. Der Feind des Humors sei der Griesgram. Der Humor sei eine gesunde lebensfrohe Gemütsstimmung des Menschen und verstehe auch die menschlichen Schwächen milde und vorsichtig zu beurteilen. Der Humor und die Geselligkeit seien deshalb auch die berufenen Friedensstifter bei allen persönlichen Reibereien und Differenzen, welche sich im gesellschaftlichen Zusammensein häufig ergeben. Er wünsche daher, dass dem Schützenvereine diese Eigenschaften als wertvolles Angebinde zu seinem 25jährigen Wiegenfeste stets erhalten bleiben. — Endlich erinnert der Redner daran, dass wir, wenn wir in Liechtenstein bei festlichen Anlässen zusammenkommen, stets unseres hochherzigen und edlen Landesfürsten [Johann II. von Liechtenstein] gedenken. Das heutige Jubiläumsfest biete uns den willkommenen Anlass, unserer Ergebenheit und treuen Gesinnung gegen unsern Landesvater Ausdruck zu verleihen. In das nun ausgebrachte Hoch auf den Landesfürsten stimmt die Versammlung begeistert ein. — Das Vereinsmitglied Herr Postmeister Fritz Walser würdigt alsdann die Verdienste des Oberschützenmeisters um die Gründung und Entwicklung des Schützenvereins und bringt ihm als Dankesvotum ein von der Versammlung lebhaft aufgenommenes Hoch aus.

Nach Schluss des Abendessens, während dem die Musikkapelle prächtige Konzertstücke aufführte, wurde der Glückshafen geradezu stürmisch belagert. Nach kaum einer halben Stunde waren sämtliche Lose — nahezu 600 — verkauft und die hübsch aufgestellten Preise — fast ausschliesslich Geschenke von Vereinsmitgliedern – geborgen.

Etwas nach 11 Uhr begann die Tanzunterhaltung, die sich bei den einladenden Tönen der vorzüglich geschulten Musik-Kapelle bis gegen Morgen fortspann. Der vom Festredner gepriesene gesunde Humor war die Signatur des wirklich in jeder Hinsicht sehr gelungenen Festes, das sich in ungezwungener und heiterer Weise ohne jeden Misston abspielte. Jeder Teilnehmer wird es noch lange in angenehmer Erinnerung behalten.

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[1] L.Vo. 25.1.1907, S. 2.