Die Anbeterinnen des Kostbaren Blutes rechtfertigen die Vergabe der Arbeiten beim Klosterneubau


Schreiben der Anbeterinnen des Kostbaren Blutes, gez. Oberin Paulina Schneeberger, an Fürstin Elsa [1]

4.2.1935, Balzers

Hochverehrte, Gnädigste Frau Fürstin!

Mit tiefgefühltem Danke für das geehrte Schreiben vom 30. Januar 1935, [2] sehen wir uns veranlasst, auf w. [werte] Anfrage Eurer Durchlaucht, betreffs "St. Elisabeth's Institut" schuldige Antwort aufrichtig & vertrauensvollst, gehorsamst zu unterbreiten.

Um jegliche persönliche Deutung auszuschliessen erlauben wir uns in Folgendem einige zahlenmässige Daten anzuführen aus deren Objektivität Euere Durchlaucht die Unbilligkeit der uns so schmerzlich treffenden Anwürfe ersehen mögen. [3]

Vom Ausland wurde bisher bezogen, die Dachziegel aus der Schweiz. Die Fensterrahmen von der Firma Serafin Pümpel, Feldkirch, welche aber einige Liechtensteiner Arbeiter in ihrer Fabrik beschäftigt. Warum diese Arbeit der Firma in Vorarlberg übergeben wurde, können edle Frau Fürstin aus beiliegender Offertaufstellung ersehen. [4] Bei unserer Armut ist eine Differenz von Fr. 1951.– eine hohe Summe.

Die Gartenanlage wurde von Herrn Wilh. Dieterle, Feldkirch vorgenommen, einem langjährigen Wohltäter unserer Schwestern in Rankweil, der auch uns, wegen unserer Armut ausnahmsweise entgegen kam. Herr Dieterle hatte bei dieser Arbeit nur einen Vorarbeiter beschäftigt, während alle übrigen Schaaner Arbeiter waren.

Herrn Dieterle wurden nur Fr. 840.60, den Schaaner Arbeiter dagegen Fr. 3979.45 ausgezahlt.

Weiter sind noch in die Schweiz vergeben die Heizung und Sanitäre-Anlagen. Diese beiden Posten schienen uns für einen solchen Bau von grosser Wichtigkeit, sodass wir auf diese hierin bestbewährte Firma zunächst verwiesen wurden. Unser Hochwürdigster Herr Bischof Dr. Laurentius Matthias [Vincenz] von Chur, der sich in so väterlicher Weise uns annimmt, hat uns diese Firma (Hälg, St. Gallen) ebenfalls aufs Wärmste empfohlen.

Gütigst zu berücksichtigen bitten wir Euere Durchlaucht auch Folgendes:

Bereits das ganze Geld, welches bis jetzt zum Baue des "St. Elisabeth's Institutes" verwendet wurde, ist von der Schweiz und Vorarlberg. Mit Erlaubnis und väterlicher Empfehlung unseres Hochwürdigsten Herrn Bischofs, Chur sammeln seit 12. März 1934 zwei Schwestern in der Diöcese Chur, bei Wind und Wetter, Sturm und Regen, unter grossen Opfern und Entbehrungen, von Tür zu Tür, in Stadt und Land. Auch erhielten wir auf Bitten unseres Hochwürdigsten Herrn Bischofs vom Gnädigen Herrn in Basel [Joseph Ambühl] die Erlaubnis zur Kollekte in der Diöcese Basel. Drei Monate benutzten wir diese Erlaubnis im Sommer und auch gegenwärtig sind wieder zwei Schwestern dort. In den nächsten Monaten werden ebenfalls zwei Schwestern in der Diöcese St. Gallen sammeln gehen.

Von edlen Wohltätern in der Schweiz und Vorarlberg erhielten wir grössere Summen als Darlehen, um billigen Zins. Die St. Gallische Kantonalbank borgt das übrige Geld zum Baue des Hauses.

Edle Frau Fürstin wollen nun selbst beurteilen, ob es unrecht ist, wenn auch einige auswärtige Firmen Berücksichtigung fanden. Das Ergebnis der Sammlung in Liechtenstein waren Fr. 1500.25. Die bisher gehabten Auslagen nur in und für Liechtenstein Fr. 146'457.70.

Edle Frau Fürstin und Landesmutter wollen nicht bedauern, das Protektorat des "St. Elisabeth's Instituts" übernommen zu haben. Die vielen Opfer und Gebete der Schwestern für das Wohl der hohen, fürstlichen Familie und des Landes werden nicht ohne Gottes Segen bleiben. Im Gegenteil möchten wir edle Frau Fürstin innigst gebeten haben, unseren edlen Bestrebungen wie bisher, so auch in dieser Schwierigkeit und möglichen weiteren Bedrängnissen, unentwegte, treueste Schutzherrin zu verbleiben.

Bitte, Seiner fürstlichen Hoheit [Franz I.] unsere tiefste Ergebung zu entbieten.

Euerer Durchlaucht, Hochverehrten Frau Fürstin ergebene

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[1] LI LA RF 152/117/012a. Das Schreiben wurde der Fürstin Elsa übermittelt durch den Bischof von Chur, der auch ein Begleitschreiben dazu verfasste (LI LA RF 152/117/013). Die Fürstin sandte es schliesslich als Beilage zu ihrem Schreiben vom 11.2.1935 (LI LA RF 152/117/015) an die Regierung.
[2] LI LA RF 152/117/007.
[3] Vgl. dazu die Aufstellung der Ausgaben für die Bauarbeiten in LI LA RF 152/117/012b-c.
[4] LI LA RF 152/117/012d.