Regierungschef Josef Hoop verwendet sich bei den "Anbeterinnen des Kostbaren Blutes" für Arbeiter, die gegen eine ausländische Firma demonstriert hatten


Schreiben von Regierungschef Josef Hoop an Paulina Schneeberger, Oberin der Anbeterinnen des Kostbaren Blutes (Abschrift) [1]

8.3.1935

Euer Wohlerwürden!

Ich bin ersucht worden, bei Euer Ehrwürden für die angeblich auf der schwarzen Liste des Herrn [Louis] Seeger stehenden Schreiner in Schaan Fürbitte zu leisten. Alle jene, die seinerzeit, wohl nicht im Bewusstsein, damit Euer Ehrwürden brüskieren zu wollen, sich zu einer Art Demonstration gegen die Firma Pümpel hinreissen liessen, [2] scheinen von jedweder Arbeitsannahme ausgeschlossen zu werden und empfinden es schmerzlich, dass sie ihr Vorgehen mit dieser harten Strafe büssen müssen, während angeblich Schreiner aus Vorarlberg im Kloster Beschäftigung gefunden haben.

Ich halte jedwede Demonstration für durchaus ungeeignet, etwas durchzusetzen. Wir haben uns auch seitens des Landes jeweils auf diesen Standpunkt gestellt. Wir haben auch das eine oder andere Mal eine Demonstration mit der gleichen Massregel für kurze Zeit beantwortet, wie Herr Seeger, allerdings haben wir dann bald wieder solche Arbeiter den Nichtdemonstranten gleichgesetzt und sie wieder zur Arbeit zugelassen.

Ich gestatte mir, Euer Ehrwürden zu bitten, das Gleiche zu tun. Das Verhältnis des Klosters zur Arbeiterschaft und zu der Gemeinde Schaan sollte wieder in normale Bahnen gebracht werden. Wenn dies nicht der Fall ist, werden die grösseren Unannehmlichkeiten dem Kloster und nicht der Gemeinde erwachsen. Es wird immer und immer wieder ein gutes Einvernehmen mit der Gemeinde und der Bevölkerung eine Voraussetzung für die Verwirklichung des einen oder anderen Vorgehens des Klosters sein. In der nächsten Zeit schon, – so wird mir gesagt – werden Verhandlungen mit Privaten geführt werden müssen, da Sie angeblich Ihr Ökonomiegebäude an einem anderen Platze aufstellen, als anfänglich geplant, für die Zufahrt scheint das gleiche gesagt werden zu können.

Aus all diesen Erwägungen heraus glaube ich Euer Ehrwürden bitten zu sollen, die von Herrn Seeger angeordnete Aussperrung der fraglichen Arbeiter zu widerrufen bezw. sie nicht schlechter zu behandeln, als die anderen. Euer Ehrwürden werden mit dieser Massnahme sicherlich besser fahren als mit grösster Strenge.

Empfangen Euer Ehrwürden wiederholt die Versicherung meiner ergebenen Hochachtung

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[1] LI LA RF 152/117/019a-b. Diese Abschrift des Schreibens sandte Josef Hoop zur Kenntnis an Georg Frick. Gleichzeitig rechtfertigte sich Hoop gegenüber Frick wegen Gerüchten, dass jener zusammen mit seinen Brüdern täglich 80 Fr. beim Klosterbau verdient habe.  
[2] Am 28.1.1935 versuchten acht Schreiner aus Schaan, die Feldkircher Baufirma Pümpel daran zu hindern, Fensterrahmen abzuladen und einzubauen (LI LA RF 152/117/006). Dieser Protest gegen eine ausländische Firma beunruhigte die St. Galler Firma F. Hälg, die mit dem Bau der Heizung beauftragt war, derart, dass sie das Eidgenössische Politische Departement einschaltete, um eine Versicherung der Regierung zu erhalten, die ihr übertragenen Arbeiten "ohne Gefährde" ausführen zu können (LI LA RF 152/117/017, 018).