David Bühler an Wilhelm Marock über das Befinden und das Fortkommen der Marock-Verwandtschaft in Liechtenstein sowie die Einkünfte seiner Agentur in Mauren


Handschriftliches Originalschreiben (Fragment) des David Bühler, Mauren, an Wilhelm Marock, Hammond (Indiana) [1]

o.D. (ca. 1905), o.O. (Mauren)

[…] [2]

Er ist ein Liebling des Bischofs [Johannes Fidelis Battaglia] u. der Stolz unserer
ganzen Verwandtschaft. [3]

Dein Bruder Andreas [Marock] ist immer noch rüstig, meine
Schwiegermutter Katharina [Marock [-Kieber]] dessgleichen [4], seine Tochter
Marie [Marianne Mündle [-Marock]] [5], verehlicht mit Joh. Mündle [Johann Mündle] Schmid dahier hat eine
schlechte Wahl getroffen; der Kerl, ihr Mann vagirt in der
Welt herum ohne sich um die Familie /: zwei Kinder [Urban Mündle, Ilga Stern [-Mündle]]) :/ zu
kümmern. Diesen Abenteurer zu schildern würde einen
Roman [6] geben u. es sei hiemit genug gesagt.

Die Tochter des Andreas: Mathilde [Ritter [-Marock]], die jüngste ist noch
ledig zu Hause u. versieht den Verkaufsladen.

Nun komme ich zu Deinem Bruder Jacob [Jakob Marock] [7].
Dieser schafft mit seinen Jungen auf 2 Stickmaschinen.
Die Familie weist 3 Buben [Franz-Josef Marock, August Marock, Rudolf Marock] u. 2 Mädchen [Emma Marock, Hilda Haberle [-Marock]] im Alter von
8 bis zu 20 Jahren auf. Seine Nachkommen sind ehrenhafte
Leute.  

Der Bruder Ferdinand [Marock] hat heuer seinen ältesten
in die Fremde geschickt; er brachte ihm ordentlich Geld
nach Hause. Dieser, Emil [Marock] ist sein Name, würde wohl
in die Union passen, er ist stark fleissig u. sparsam
u. ragt jedem mit der Schulter über den Kopf.

Ferdinand hat sonst noch 2 Söhne [Leo Marock, Ferdinand Marock] u. 2 Töchter [Theres Kieber [-Marock], Ida Senti [-Marock]] lauter
arbeitsame Leute. [8]  

Gottfried [Marock] bezieht immer noch seine Unfallrente für
die verlorenen Finger. Ein Sohn von ihm, Andreas [Marock] [9]
ist ziemlich gut verheirathet; beim zweiten, Dominikus [Dominik Marock]
ist es gegenwärtig hoch Zeit, dass des Hochzeit ist; wenn
er noch eine Zeit lang wartet kann er zu Dreien die
Familie gründen. Die Tochter Agatha [Meier [-Marock]] [10] ist ledig zu Hause.

Seine Gattin [Anna Marock [-Bolt]] d. h. die zweite, eine musterhafte Frau
ist ihm dieses Frühjahr gestorben; vielleicht ist Dir diess schon
bekannt.

Du siehst nun, es geht hier mit Deiner Verwandschaft
so gerade vorwärts obwohl die hiesige Nachkommenschaft
Deiner Verwandten keine [11] Talente aufweisen, wie Deine
Jungens. Doch zu Roharbeiter sind sie schon gebrauchbar.

Meine Familie zählt im Ganzen immer vier Köpfe.
Meine Frau, die Mina [Wilhelmina Bühler [-Marock]] ist gesund, dessgleichen meine
Kinder Olga [Bühler] u. Oswald [Bühler] [12]. Olga geht das Dritte, Oswald [13] das
zweite Jahr in die Schule; beide kommen ordentlich
vorwärts.

Ich selbst fühle mich auch wohl. Zur Zeit sitze ich
meistens von Früh 4 Uhr bis Abends 7 Uhr im Bureau
da ich mit Arbeiten überhäuft bin; doch ich bin ja
Accordarbeiter u. schaffe gerne, wenn ich nur
einen ordentlichen Taglohn verdiene. Was ich hier
täglich verdiene, lässt sich nicht wohl angeben; da giebt
es Tage, wo ich mit 4 bis 5 Kronen zufrieden sein muss
u. solche, wo mir 10 bis 20 Kronen bleiben. [14]

______________

[1] LI PA Marco Bühler. Brieffragment in Kurrentschrift. Gedruckter Briefkopf: „D. Bühler Agentur, Kommissions- & Inkasso-Geschäft Mauren (Fürstentum Liechtenstein)“. Die Datierung des Fragments ergibt sich aus dem Ableben der im Brief erwähnten Anna Marock [-Bolt] im Frühjahr 1905.
[2] Der erste Teil des Briefes fehlt.
[3] Gemeint ist wohl der katholische Geistliche Urban Marock.  
[4] Ursprüngliche Fassung: „deẞgleichen“. Das Eszett wird im Folgenden zu „ss“ umgewandelt.
[5] In lateinischer Schrift.
[6] In lateinischer Schrift.
[7] In lateinischer Schrift.
[8] Seitenwechsel.
[9] In lateinischer Schrift.
[10] In lateinischer Schrift.
[11] Unterstrichen.
[12] In lateinischer Schrift.
[13] In lateinischer Schrift.
[14] Der Brief bricht hier ab.