Martin Hilti wird über seine Tätigkeit bei der Volksdeutschen Bewegung vernommen


Protokoll der Zeugeneinvernahme, gez. Hermann Rischstellvertretender Landrichter, und Martin Hilti [1]

14.5.1946

Vor dem f.l. Richter Dr. Hermann Risch und dem Schriftführer Guido Frick.

Über Vorladung erscheint Ing. Martin Hilti, geb. am 8.5.1915 in Schaan, dah. zust., ev., verh., des Josef und der Walburga geb. Quaderer, Fabrikant in Vaduz und gibt informativ vernommen an:

Im Sommer 1940 haben Dr. [Alfons] Goop, Dr. [Hermann] Walser, Dr. [Sepp] Ritter und ich einmal die politische Lage besprochen und die V.D.B.L. neu als Verein ins Leben gerufen. Mir wurde die Organisation übertragen. In dieser Eigenschaft konnte ich dem Landesleiter Dr. Goop Vorschläge für die Bestellung der Ortsgruppenobmänner unterbreiten. Auch konnte sich jedes Mitglied mit einem Anliegen an mich wenden, das ich dann an den Landesleiter weitergab. Im Jahre 1940 wurde dann auch eine Sportgruppe gebildet, deren Leiter ich wurde. Diese Sportgruppe hatte nur den Zweck der Ertüchtigung der Jugend, es wurden Freiübungen gemacht, im Winter Schisport getrieben und Wanderungen durchgeführt. Marschübungen haben wir nur im Rahmen der sportlichen Betätigung durchgeführt, nicht mehr wie jeder andere Verein oder die Pfadfinder. Die Sportgruppe wurde nicht etwa als Schutztruppe ausgebildet, denn sonst wäre sie bestimmt bei Zusammenstössen mit Gegner der Bewegung einmal in Funktion getreten, insbesondere bei den Vorkommnissen am 24. März 1941 in Schaan beim Hause Dr. Sepp Ritter. [2] Einen andern Zweck als den eben angeführten hatte die Sportabteilung nicht und wurde auch nie von etwas anderem gesprochen.

1941 oder 1942 hat dann die Leitung der Sportabteilung Dr. Sepp Ritter übernommen, da ich hiezu keine Zeit mehr hatte.

Der Zweck der V.D.B.L. ist den Statuten [3] klar und deutlich umrissen, diese Statuten wurden der Regierung vorgelegt und müssen sich heute noch dort befinden. Danach war der Zweck die Weckung des völkischen Gedankens als Grundlage für die Verwirklichung der sozialen und wirtschaftlichen Ziele der Bewegung. An die Verwirklichung eines Anschlusses hat vielleicht der kleine Mann gedacht, aber während des Krieges nicht einmal der, alles andere, was da propagiert wurde, hat man uns in die Schuhe geschoben. Wenn ein Anschluss nach dem Kriege erfolgt wäre, so hätte dabei die V.D.B.L. keinen Einfluss gehabt, sondern er wäre im Zuge einer möglichen Neuordnung Europas erfolgt ohne unser Zutun. Aber auch in diesem Falle nur mit Zustimmung von Fürst und Volk. Dies hat Dr. Goop immer wieder den Parteifunktionären erklärt und wie er uns einmal sagte auch bei der Regierung dargelegt. Im Übrigen hat Dr. Goop die V.D.B.L. nach dem Führungsprinzip geleitet.

Solange ich die Sportabteilung leitete, hat es keine Instruktionen hierfür gegeben und haben auch keine Verbindungen mit Auswärts bestanden, weder ausbildungsmässig noch sonstwie. Ich bin dann ca. ½ Jahr bevor Dr. Goop eingerückt ist aus der Leitung der Bewegung ausgeschieden und ungefähr zur gleichen Zeit habe ich auch die Redaktion niedergelegt. Beides wegen Arbeitsüberlastung in meinem Betriebe und wegen der öfteren und längeren Auslandsaufenthalte.

Die Redaktion des "Umbruch" hatte ich von ihrem Erscheinen an. Ich weiss, dass ich für alles was in der Zeitung erschienen ist, die Verantwortung trage, wenigstens nach aussen. Es waren aber auch die anderen Mitglieder des Redaktionsstabes dafür verantwortlich, da ja eine Vereinbarung bestand, wonach jedes Mitglied gegen jeden Artikel ein Einspracherecht hatte. Von diesem Einspracherecht wurde auch Gebrauch gemacht, sowohl bei Eingesandt, die uns zugeschickt wurden, als auch bei Artikeln, die einer von uns vorlegte. Die grossen politischen Artikel, die richtunggebend waren, stammten von Dr. Goop, der übrigens hin und wieder die ganze Zeitung zusammenstellte. Auch ich habe politische Artikel geschrieben, wieviele und in welchem Umfange kann ich heute allerdings nicht mehr sagen. Dr. Walser und Dr. Sepp Ritter haben meines Wissens keine politischen Artikel geschrieben, sondern der erstere hat über soziale Gesundheitsfragen geschrieben, der letztere über Landwirtschaftsfragen. Von eigentlichen Pressesitzungen kann man nicht sprechen, man ist wohl hin und wieder zu einer viertelstündigen Besprechung zusammengekommen.

Über Vorhalt der Aussagen des Dr. Walser O.Nr.11: [4] Als ich im Sommer 1941 im Reich weilte, war das nur in rein privater und geschäftlichen Angelegenheiten, die weder mit der Presse noch mit der Bewegung etwas zu tun hatte. Richtig ist, dass ich damals zum Gebietsführer bestellt wurde, das war jedoch lediglich eine neue Benennung meines bisherigen Amtes als Leiter der Organisation, die effektive Leitung war nach wie vor beim Landesleiter.

Zu meinem Aufenthalt im Jahre 1941 muss ich noch nachtragen, dass ich damals als Freiwilliger zur Waffen SS eingetreten bin. Nach der Frontausbildung bin ich mit Wirtschaftskreisen in Verbindung gekommen und so ging ich dann in meinen Beruf zurück. Ich muss jedoch nochmals betonen, dass diese Ausbildung mit der VDBL nicht das geringste zu thun hatte.

Warum Dr. Walser seinerzeit vom Landesleiter als Leiter der N.S.V. [Nationalsozialistische Volkswohlfahrt] abberufen wurde, weiss ich heute nicht mehr. Gegen Dr. Walser ist überhaupt verschiedenes gegangen.

Über Vorhalt: Ich kann mich heute nicht mehr erinnern, dass Dr. [Otto] Schädler zu mir sagte, Dr. Walser sei beim Regierungschef [Josef Hoop] gewesen und habe auf eigene Faust Verhandlungen gepflogen, möglich wäre es immerhin.

Gefertigt:

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[1] LI LA J 007/S 078/358/026.
[2] Am 24.3.1941, dem zweiten Jahrestag des Putschversuchs, kam es, da das Gerücht kursierte, die Volksdeutsche Bewegung plane einen erneuten Putschversuch, in Schaan zu einem Auflauf, bei dem Mitglieder der VDBL von der Polizei vor einer wütenden Menge beschützt werden mussten (LI LA J 007/S 074/059 (a), Haftanzeige, 25.3.1941).
[3] LI LA J 007/S 078/358/Beilage zu 033.
[4] LI LA J 007/S 078/358/011.