Der Landtag bewilligt einen Kredit zur Schaffung einer Bauernberatungsstelle beim Bauernverein


Protokoll der nicht-öffentlichen Landtagssitzung, gez. Anton Frommelt, Bernhard Risch, Franz Xaver Hoop [1]

3.8.1931

Zur Sache Bauernberatungsstelle:

Präsident [Anton Frommelt]: Die Sache soll heute einmal positiv oder negativ erledigt werden. Die Finanzkommission hat die Sache beraten, findet aber, dass dem Gesuch in diesem Sinne, wie es vorliegt, als Beamtung, nicht gut stattgegeben werden könne, hingegen ist der Vorschlag gemacht worden, doch eine grössere Subvention an den Bauernverein zur Schaffung einer Beratungsstelle zu gewähren. [2]

Es wird sodann eine Zuschrift des Franz Beck verlesen, in welcher dieser konkrete Vorschläge erstattet, seinen Pflichtenkreis zusammenfasst.

Es wird sodann auch das Gesuch des Bauernvereins verlesen.

[Franz Josef] Marxer, Eschen: Ich betrachte die Sache doch von grosser Wichtigkeit für unser Land, gerade als Angestellter, dazu könnte ich mich nicht herbeilassen, dass er ein pensionsfähiger Beamter würde heute, aber mit einer Unterstützung an den Bauernverein. Man könnte ein Jahr probieren, dann könnte man vielleicht sehen, ob man ihn für weiter als Beamter anstellt oder nicht, aber für die Milchwirtschaft ist das von grosser Wichtigkeit, da sind wir noch weit zurück. Ich würde die Sache wenigstens unterstützen.

[Josef] Ospelt: Der Gegenstand ist seinerzeit in der Geschäftsprüfungskommission behandelt worden. Ich habe mich seit Jahren in der Richtung schon ausgesprochen. An und für sich wäre eine Berufsberatung in der Bauernschaft höchst notwendig. Das Programm des Beck ist schön. Die Qualitäten des Beck kenne ich aber nicht. Ich möchte nicht haben, dass es kommt wie einmal bei einem Tierarzt, dort ist man im Landtag wiederholt mit Subventionen für ihn eingetreten, während im Unterland jeder Bauer gesagt hat, er sei nichts. Es müsste Gewähr dafür sein, dass die Bauernsame eine volle Kraft hat. Dann wäre eine meiner Lieblingsideen erfüllt.

Fritz Walser kommt zur Sitzung.

Reg.Chef [Josef Hoop]: Mit dem Bewerber haben wir insoweit nichts zu tun. Es ist das ein privates Verhältnis zum Bauernverein, wir subventionieren nur den Bauernverein, ob dieser den oder einen anderen anstellt, ist uns schliesslich Wurst. Der Bauernverein wird die Qualitäten des Betreffenden untersuchen.

Präsident: Ich finde in diesem Umstande eine gewisse Schwierigkeit, wenn man dem Bauernverein eine Subvention von Fr. 2000.- gewährt. Es wird dann jede Vereinsgruppe ein ähnliches Gesuch stellen. Ich hätte gern gehabt, wenn man die Stelle als notwendig findet, sie als Provisorium, als Landesstelle, geschaffen wird, wird sie nicht für notwendig befunden, so braucht man sie nicht einer Person zuliebe schaffen.

Sobald man als private Unterstützung an einen Verein 2000 Fr. ausgibt, wird das grosse Folgen haben. In Triesen hat sich Beck sehr bemüht, die Triesener kommen zu ihm und fragen ihn um Rat und sollen sehr zufrieden sein.

[Oswald] Walser, Triesen: Er hat in Triesen einen Obst- und Gartenbauverein gegründet und sich sehr um diesen bemüht, seine Ratschläge sind gut.

Präsident: Entweder ist die Sache notwendig oder nicht, ist sie notwendig, dann probiert man. Die Grundfrage ist: Kann man einen Verein mit Fr. 2000.- suventionieren für diesen Zweck.

Marxer: Man soll probieren, es kann einer praktisch oft mehr Erfahrung haben als einer mit grossen Zeugnissen. Und einen [Albert] Schmidinger vermögen wir nicht.

Risch B. [Bernhard]: Ich meine, man darf es mit dem Manne versuchen. Eine Beratungsstelle wird sich zehnfach bezahlt machen. Auf diesem Gebiet ist vieles zu verbessern. Dass andere Vereine gerade kommen, glaube ich nicht. Schliesslich sind auch wenige im Lande, die gar keine Landwirtschaft haben, es sind also fast alle interessiert an der Sache. Aber mit 2000 Fr. pro Jahr wird der Mann nicht zu bekommen sein, ein anderer auch nicht.

Walser Fritz: Ich möchte die Frage zur Erörterung aufwerfen, ob unserer Landwirtschaft mit der ständigen Anstellung eines solchen Organs geholfen wird in der richtigen Art. Der Mann ist ausgebildet als Milchkontrollorgan und es frägt sich, ob man nicht mehr helfen könnte mit dem gleichen Gelde, wenn man für verschiedene Zweige der Landwirtschaft, Viehzucht, Ackerbau etz. jedesmal für kürzere Zeit einen speziellen Referenten kommen liesse. Alles zusammen würde nicht soviel kosten und man könnte vielleicht mehr erreichen. Für mich ist die Frage zu wenig abgeklärt, am allerwenigsten für eine definitve Beamtenstelle oder für die Auszahlung grösserer Subventionen. Die Frage sollte, glaube ich, besser abgeklärt werden als sie heute ist. Wir können bei unseren kleinlichen Verhältnissen ihn dann nicht mehr fortschicken und wenn selbst ganz wenig entspricht, es geht das sehr schwer.

Reg.Chef: Ich stelle mir die Sache schon so vor, dass wir eigentlich praktisch heute mit Franz Beck nichts zu tun haben, wir anerkennen die Notwendigkeit einer Beratungsstelle. Der Landtag müsste sich bereit erklären, für eine solche eine Subvention zu gewähren. Es ist nicht Sache des Landtages die Beratungsstelle einzurichten, sondern Sache des Bauernbundes. Damit kann man einem dann keine Vorwürfe machen. Schliesslich hat man in allen Staaten solche Bauernberatungsstellen.

F. [Ferdinand] Risch: Franz Beck hat sich in Triesen Vertrauen erworben, nachdem er dies in einer Gemeinde sich erworben hat, kann er das in einer anderen Gemeinde auch.

P. [Peter] Büchel: Die Sache hat eigentlich schon eine längere Geschichte. Franz Beck hat die Anregung eigentlich schon vor mehr als 2 Jahren gemacht, er hat der Regierung die Ohren voll geredet, was man alles leisten und schaffen könnte. Wie heute die Stimmung ist im Landtag und bei der Regierung, so glaubte man, keine Beamtenstelle schaffen zu wollen. Über seine Fähigkeiten waren wir uns noch nicht klar, die Aussenstimmung war auch nicht gerade günstig. Ich sagte, die Sache wäre nur auf dem Umweg des Bauernvereins möglich. Die Beratungsstelle sollte dann allgemein, d.h. jedermann zugänglich sein, nicht nur für die Mitglieder des Bauernvereins. Beck hat zuerst 4000 Fr. Gehalt verlangt und ein Taggeld von Fr. 5.-. [3] Ich sagte zu ihm, du gräbst Dir das Grab selbst, wenn Du nicht andere Ansprüche stellst. Wir haben fast Krach gehabt miteinander. Er hat dann bekanntlich Unterschriften gesammelt und sammeln lassen. [4] Er ist dem Landtagspräsidenten immer in den Ohren gelegen, dem Reg.Chef auch, schliesslich hat er die Gehaltsansprüche auf Fr. 3000.- reduziert. Er hat mich dann einmal angefragt und hat mit mir gesprochen, ich gab ihm den Rat, sich mit dem Bauernverein in Verbindung zu setzen.

Risch B. [Bernhard]: Betreffs Einhebung von Gebühren bei Beratungen sollte man im Anfang davon Umgang nehmen, bis sich die Sache eingelebt hat. Wenn man das wenigstens im Anfange macht, wird sich das Ganze einleben.

P. [Peter] Büchel: Jeder, der die Milchleistungsprüfung machen will, sollte etwas bezahlen müssen. Das man alles vom Lande will, gefällt mir nicht.

Walser Fr. [Friedrich]: Die Viehzucht ist ein wichtiger Teil der Landwirtschaft, nach meiner Ansicht derjenige Teil, der schon durch Jahrhunderte hindurch intensiv betrieben wird. Die Kenntnis in der Viehzucht ist im allgemeinen so verbreitet, dass ich zu behaupten traue, dass pto. Viehzucht viele Bauern in Liechtenstein soviel Wissen haben als der Gesuchsteller Franz Beck.

[Johann] Schädler: Milch untersuchen hat Beck gelernt, sonst gar nichts.

Fr. [Friedrich] Walser: Nach meinem Erachten sollte ein richtiger Fachmann zu Rate gezogen werden, der in Bodenuntersuchung, Düngerlehre, Gemüsebau etz. kurzum in Theorie und Praxis vollkommen durch ist, dann wird unser Land sich zehnfach zahlen, auch wenn er nicht 2000 Fr., sondern 6-7000 Fr. kostet.

P. [Peter] Büchel: Wenn man vom Lande aus eine Beamtenstelle schaffen würde, müsste sie ausgeschrieben werden. Wenn es der Bauernverein macht, ist es etwas anderes. Dieser hat freie Hand, er kann anstellen, wen er will.

[Franz Xaver] Hoop: Mit Fr. 2000.- würde ich mich auch einverstanden erklären.

Büchel P. [Peter]: Wenn Beck für die Stelle gewachsen ist, hätte er jetzt am meisten Arbeit, bis im November wäre er vollbeschäftigt.

Reg.Chef: Wenn man 1000 Fr. heute bewilligt, fängt Beck zu schaffen an, wird dann sehen, was er leistet und nicht leistet, nach einem halben Jahre wird er wieder kommen, wird gewisse Resultate vorweisen und dann kann man weiter reden. Wir haben dann die Bauernberatungsstelle grundsätzlich geschaffen, das wird in der Öffentlichkeit viel weniger Staub aufwerfen, als wenn man heute 3000 Fr. bewilligt.

Marxer: Ist für 1500 Fr. für das erste halbe Jahr.

[Heinrich] Brunhart: Für 1200 Fr.

Risch, Vaduz: Ist für 1500 Fr.

P. [Peter] Büchel: 1200 Fr. sind genug.

Es wird sodann einstimmig (mit Ausnahme Fr. Walser[s], der sich der Stimme enthält) der

Beschluss

gefasst, einen Kredit von Fr. 1200.- für das folgende halbe Jahr zur Schaffung einer Bauernberatungsstelle zur Verfügung zu stellen, der Betrag soll an den Bauernverein ausgefolgt werden, der diese Stelle schaffen wird.

 

 

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[1] LI LA LTP 1931/140.
[2] Vgl. etwa die Eingabe des Liechtensteiner Bauernvereins an die Regierung vom 31. Juli 1931 (LI LA RF 115/019/011).
[3] Siehe das Schreiben von Franz Beck an die Regierung, undatiert, eingegangen am 18. Juni 1931 (LI LA RF 115/019/008).  
[4] Siehe LI LA RF 115/019/005-007.